Würselener Familienzentren als erste medienkompetente Kitas zertifiziert
(psw/ma) Das Euregionale Medienzentrum, eine gemeinsame Einrichtung der Stadt Aachen und der StädteRegion Aachen unter Beteiligung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, bietet Kindertageseinrichtungen ein Angebot zur Förderung von Medienkompetenz bei Vorschulkindern an. Dieses konzentriert sich auf die Qualifizierung der Erzieherinnen und Erzieher, um dadurch eine sinnvolle Medienbildung in der Region nachhaltig zu fördern und zu verankern. Das Projekt „Medienkompetente KiTas: Pädagogischer Einsatz von Tablets“ besteht aus einer Kombination aus Fortbildung und Geräteverleih sowie einem abschließenden reflektierten Austausch über den Einsatz von digitalen Medien im Bildungsalltag. Zwei Familienzentren in Würselen haben bereits am Qualifizierungsprogramm der zentralen Medienstelle erfolgreich teilgenommen: Das DRK-Familienzentrum „…mit dem Elefanten“ und das Familienzentrum „Montessori Kinderhaus Klatschmohn“ – wofür sie als erste geschulte Einrichtungen zertifiziert wurde. Im Würselener Familienzentrum „…mit dem Elefanten“ haben sich Bürgermeister Roger Nießen und Beigeordneter René Strotkötter jetzt vom Erfolg des Projekts überzeugt und die Zertifizierung offiziell unterschrieben.

Für die Stadt Würselen ist die Stärkung von Medienkompetenzen ein Teil des Bildungsprogrammes. „Die Ausstattung von Bildungseinrichtungen mit Technik hat seit der Corona-Pandemie weiter an Relevanz gewonnen“, so Bürgermeister Roger Nießen. Ein kompetenter Umgang mit Medien sollte schon früh vermittelt werden, um Kinder so an pädagogisch sinnvolle Möglichkeiten der Nutzung spielerisch heranzuführen. So sind sich auch die Verantwortlichen des Fachdienstes Jugend, Schule Sport und Kultur einig: „Frühkindliche Förderung ist der Schlüssel für Bildungserfolg und Teilhabe. Der Erwerb von altersentsprechenden Medienkompetenzen ist hierbei ein zunehmend wichtiger Baustein.“
Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung digitaler Medien für Kinder und Jugendliche weiter sichtbar gemacht. Während auf der einen Seite versäumte Möglichkeiten im pädagogischen Bereich aufgezeigt wurden, wurde auf der anderen Seite deutlich, dass digitale Medien ein fester Bestand der heutigen Lebenswelt von Kindern sind. Die neu entfachte Diskussion um Geräteausstattung und qualifiziertes Fachpersonal bietet die Chance, die Voraussetzungen für ein sicheres Aufwachsen mit Medien von klein auf zu verbessern. Bildungseinrichtungen wie Kita und Schule spielen dabei eine entscheidende Rolle. Hier können die jungen Menschen in einem geschützten Rahmen und ihrem Alter entsprechend Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Medien machen und dadurch einen verantwortungsvollen Umgang erlernen.
Euregionales Medienzentrum stärkt frühkindliche Medienbildung
Das Euregionale Medienzentrum fördert die Medienkompetenz von Vorschulkindern seit mehreren Jahrzehnten. „Die meisten Vorschulkinder nutzen digitale Medien bereits aktiv und verarbeiten ihre Erlebnisse mit ebendiesen auch im Kitaalltag“, erklärt Lara Langfort-Riepe, Leiterin des Medienzentrums. „Dass Medien als kreative Werkzeuge und beispielsweise zur Lese- und Sprachförderung genutzt werden können, muss Kindern jedoch gezielt vermittelt werden.“ Ihrer Meinung nach sollte die Vermittlung von Medienkompetenz fest in das Bildungs- und Erziehungskonzept einer Kita integriert werden
Schulung der Medienkompetenz von Erzieherinnen und Erziehern anhand des Mediums „Tablet“
Die Resonanz war groß, als die zentrale Medienstelle der Region mit Fokus auf das digitale Medium „Tablet“ 2019 ein weiteres zukunftsweisendes Projekt im Bereich der frühkindlichen Medienbildung startete. Die Einrichtungen aus Würselen waren direkt mit dabei. In der Schulung erhalten die teilnehmenden Erzieherinnen und Erzieher nicht nur konkrete Praxisideen für den pädagogischen Einsatz von Tablets, sondern werden auch für relevante medienpädagogische Themen sensibilisiert. Erst danach bekommt die Einrichtung einen Tablet-Koffer für einige Wochen ausgeliehen.
„Unsere Schulung verfolgt das Ziel, praxistaugliche und pädagogisch wertvolle Möglichkeiten aufzuzeigen. Da viele von uns jedoch selbst keine digitalen Medien in der eigenen Bildungsbiografie kennengelernt haben, müssen häufig erst Ängste und Vorbehalte abgebaut werden“, so Anna Metzger, Medienpädagogin des Euregionalen Medienzentrums. Dies kommt auch aus der für Feedback und Evaluationszwecke durchgeführten schriftlichen Umfrage heraus. So drückt zum Beispiel eine Erzieherin ihre Erwartung an die Schulung wie folgt aus: „Ich war neugierig, habe aber selbst Berührungsängste und wenig Erfahrung mit den neuen Medien!“ Während vor der Schulung nur gut die Hälfte der Teilnehmenden dem pädagogischen Einsatz von Tablets gegenüber positiv eingestellt war, waren dies hinterher ca. 90% der Befragten. Bisher wurden 20 Einrichtungen verschiedener Träger aus der gesamten StädteRegion Aachen geschult, weitere 7 stehen noch für 2021 an.
„Diese Schulungen bieten einen hervorragenden Einstieg für die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas, in die Thematik ‚Digitalisierung in der frühkindlichen Bildung‘ einzusteigen“, ist sich auch Hans Brings, Fachdienstleiter Jugend, Schule, Sport und Kultur bei der Stadtverwaltung Würselen, sicher.
Das Montessori Kinderhaus Klatschmohn in Würselen hat sich direkt nach der Schulung eigene Tablets über den Träger angeschafft und setzt diese gewinnbringend im Bildungsalltag ein. Das Thema Medien ist damit nachhaltig im Konzept der Kita verankert worden.
Weitere praktische Anregungen für den Medieneinsatz
Regelmäßig veröffentlicht das Euregionale Medienzentrum Best-Practice-Beispiele aus der Kita auf der eigenen Website (www.medienzentrum-aachen.de). Die Ideen sind dabei so vielfältig wie die Kitas selbst und reichen vom regulierten Computereinsatz, über die Verknüpfung von Technik und Naturerlebnis durch eine Vogelnest-Webcam bis hin zum Einsatz einer GoPro für den Kita-Abschlussfilm. Auch für den Einsatz von Tablets werden vielfältige Anwendungsbereiche aufgezeigt, wie etwa die Förderung der Feinmotorik durch spezielle Puzzles, das Kontakthalten mit den Kindern während des Lockdowns über einen selbstgedrehten Ostertrickfilm oder eben die Verknüpfung zwischen Wort und Bild durch ein selbstgemachtes Memory-Spiel.