Buntes Band Würselen – Klimaanpassungsmaßnahme auf der Nordstraße abgeschlossen
Im Rahmen des React-EU-Förderprogramms „Buntes Band Würselen“ wurden im Juni auf der Nordstraße klimaresiliente Straßenbäume gesetzt, um die im Sommer gefällten Purpur-Erlen zu ersetzen. Die Baumbeete schmücken nun wunderschöne Staudenmixe, die nicht nur die Straße verschönern, sondern in Zukunft auch zahlreiche blütenbestäubende Insekten und andere Kleinlebewesen anlocken und somit einen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt leisten. Sogenannte Baumretentionssysteme sorgen außerdem dafür, dass Regenwasser gespeichert werden kann und den Straßenbäumen bei Bedarf zur Verfügung steht.
Wieso aber mussten überhaupt die stattlichen Purpur-Erlen gefällt werden?
Zu den Hintergründen
“Die Purpur-Erlen verursachten massive Schäden in der Straße“, so Bettina Püll, zuständig für die Umsetzungen der Fördermaßnahmen im Rahmen des „Bunten Band“-Projekts. „Große Bereiche des Gehwegs und in den Parkbuchten wurden durch das Wurzelwachstum zerstört.“ Ein Zustand, der nicht länger tragbar war für Anwohnende und Passanten, die eindrucksvollen Purpur- Erlen mussten schweren Herzens gefällt werden. Ein herber Verlust für das Mikroklima in der Straße, den es zu kompensieren gilt.
Ein Happy End für das Klima
Sieben klimaresiliente Straßenbäume, zu denen Baumarten gehören, die tolerant gegenüber Trockenheit, Hitze und Überflutung sind, ersetzen nun die Purpur-Erlen. „Damit nicht noch einmal die Wurzeln außer Rand und Band geraten, wurden alle Bäume mit einer Wurzelschutzfolie gepflanzt“, so Püll. „ Sie animiert den Baum, die Wurzel in die Tiefe zu lenken und sich nicht unterhalb der Oberfläche in Richtung der Hauswände oder dem Straßenbelag auszudehnen.“ Da die Befürchtung im Raum stand, großen Schaden auf der östlichen Seite der Nordstraße an einer großen Versorgungsleitung im Fahrbahnbereich durch das Ausgraben der Alt-Wurzeln zu verursachen, wurden fünf der ursprünglich für die östliche Seite der Nordstraße vorgesehenen klimaresilienten Bäume inklusive Retentionssystem auf der Haaler Straße angelegt. Außerdem muss nach Vorgabe des Versorgers bei der Neupflanzung von Bäumen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, der zu einer nicht zulässigen Verschmälerung des Gehwegs geführt hätte. „Ein Glück für die Haaler Straße, da hier im vergangenen Jahr sechs Platanen aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden mussten“, ergänzt Andreas Ulrich vom städtischen Tiefbauamt und zuständig für den Straßenbau in Würselen. Und nicht nur das: Auch diese Bäume wurden mit Stauden unterpflanzt.
Und in der Nordstraße wurden zwar auf einer Seite keine neuen Bäume gesetzt, dafür aber ebenfalls die Beete vergrößert und mit Sträuchern und Staudenmischungen versehen. Silber- und Goldmischung sowie Silbersommer heißen die bewährten Staudengruppen, die besonders für Straßenbegleitgrün in mineralischer Mulchung zusammengestellt wurden. Ihren Namen erhalten die Mischungen aufgrund der dominierenden Blütenfarben (gelb/weiß bzw. weiß/blau), aber auch aufgrund der zum Teil weißen Behaarung der Staudenblätter, die silbrig schimmern. Die Stauden sind allesamt Magnete für blütenbestäubende Insekten und zeigen aufgrund ihres Blattschmucks auch im Winter noch ein ansehnliches Bild.
Vergleich erwünscht
Interessant für Baubetriebshof und Umweltplanung sind auch die unterschiedlichen Stauden-Unterpflanzungen der Baumbeete in der Nordstraße und in der Haaler Straße. Während in der Nordstraße besonders trockenheitsresistente und wärmeliebende Staudenmischungen gesetzt worden sind und daher auch „mineralisch gemulcht“ wurden, sind die Stauden in den neuen Beeten auf der Haaler Straße in ein spezielles Pflanzsubstrat gebettet worden. Dieses Staudenkonzept ist bereits im Rahmen des React-EU-Förderprojekts von einigen anderen Stellen im Stadtgebiet bekannt. So wurden zum Beispiel das große Staudenbeet an der Friedrichstraße, Ecke Willy-Brandt-Ring und in Bardenberg, an der alten Schule bereits im vergangenen Jahr in dieser Art bepflanzt.
Mit großem Erfolg und viel Bewunderung seitens Passanten, die sich nicht nur an der Blütenpracht, sondern auch an dem Treiben der (Wild-)Bienen, Hummeln und Schmetterlinge efreuen können. „Die mineralische Mulchung hat übrigens nichts mit der Schottergartenmentalität zu tun“, erläutert Heinz-Gerd Groten, oprativer Leiter des Baubetriebshofs. „Das Splitmaterial dient nur als Deckschicht für die ebenfalls in ein Substrat gepflanzten Stauden. Feuchtigkeit wird somit länger im Boden gehalten und die hier gesetzten Pflanzen sind wärmeliebend. Unerwünschte Wildkräuter haben es schwerer, sich durchzusetzen und nach ein, spätestens zwei Wachstumsjahren ist das Mulchmaterial nicht mehr erkennbar“, erläutert Groten, der mit der mineralischen Mulchung bereits an einigen andern Standorten im Stadtgebiet positive Erfahrungen sammeln konnte. Interessant wird auch der Vergleich des Pflegeanspruchs der unterschiedlichen Systeme: Welche Art der Bepflanzung ist auch für den Baubetriebshof besser zu pflegen, welche hält sich länger und wo ist das Artenspektrum größer? Spannende Fragen, mit denen sich die Verwaltung in den nächsten Jahren beschäftigen wird.
Unterm Strich steht aber zunächst mal ein Happy End für die beiden Straßen, die Artenvielfalt und besonders natürlich auch für die Anwohnenden.