Endlich „Wasser marsch!“ für Trinkbrunnen im Würselener Stadtgarten
Stehen tut er schon länger, nur offiziell in Betrieb genommen werden konnte er erst jetzt: Die Rede ist von einem eher unscheinbaren rechteckigen Kasten mit einer abgeschrägten Fläche inklusive Wasserdüse mit freiem Auslauf. Mit einem Taster auf der Rückseite des Brunnens kann der Wasserstrahl ausgelöst werden. Das Trinkwasser kann also direkt getrunken oder aber in eine Flasche oder einen Becher gefüllt werden.
„Das Design ist mit Absicht sehr schlicht gehalten“, sagt Umweltplanerin Bettina Püll und ergänzt: „Auffangbecken verstopfen leicht durch Blätter, Baumsamen oder Ästchen. Und Wasserhähne, aus denen das Trinkwasser sprudelt, sind sehr anfällig und auch nicht hygienisch, wenn man beispielsweise zu nahe mit dem Mund herankommt. Außerdem kann der Brunnen mit seinen glatten Flächen leichter gereinigt werden.“
Standort am Bahntrassen-Radweg
Der Standort des Brunnens ist mit Absicht so gewählt, dass ihn möglichst viele Menschen nutzen. Im hoch frequentierten Stadtgarten, sehr nah an dem Bahntrassen-Radweg und dem Spielplatz, steht der Trinkbrunnen optimal, um möglichst viele Menschen besonders an heißen Tagen mit frischem und kühlen Trinkwasser zu versorgen. Nachdem Anfang Juli das Wasser des neu installierten Trinkwasserbrunnens im Würselener Stadtgarten eingeschaltet werden konnte, stand aber zunächst einmal eine große Wasseranalyse an. „Die war unauffällig und somit konnte das Gesundheitsamt der Städteregion Aachen die Nutzung des Brunnens offiziell freigeben“, sagt Planungsamtsleiterin Nina Schierp.
Maßnahme aus dem React-EU-Förderprojekt „Buntes Band Würselen“
Mit dem Trinkwasserbrunnen wurde nun eine weitere Maßnahme aus dem React-EU-Förderprojekt „Buntes Band Würselen“ realisiert. Noch eine hygienische Besonderheit hat der Brunnen: „Im Abstand von einer Stunde spült er automatisch für 30 Sekunden. So wird einer Verkeimung entgegengewirkt und die Wasserqualität sichergestellt“, erläutert Schierp. Dennoch unterliegt der Brunnen auch weiterhin einer strengen Kontrolle: Alle vier Wochen wird er mikrobiologisch beprobt, um den hygienisch gesicherten Betrieb der Anlage zu gewährleisten.
In Deutschlands Städten und Kommunen sollen viel mehr öffentlich zugängliche Trinkwasserbrunnen aufgestellt werden. In Reaktion auf die hauptsächlich aus Deutschland initiierte europäische Bürgerinitiative „Right2Water“ wurde 2020 eine EU-Richtlinie erarbeitet, die den freien, öffentlichen Zugang zu qualitativ und hygienisch einwandfreiem Trinkwasser fordert, durch Installation von Innen- und Außenanlagen zur Trinkwasserentnahme an öffentlichen Orten. Es ist also zu erwarten, dass künftig die Zahl an öffentlichen Trinkwasserbrunnen weiter steigen wird.
Trinkwasserbrunnen sollen in Städten künftig Standard werden
„Laut Gesetzesentwurf sollen Trinkwasserbrunnen künftig standardmäßig zur öffentlichen Wasserversorgung zählen und für Städte und Gemeinden zur Pflicht werden“, erklärt Bürgermeister Roger Nießen, dem das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Würselen besonders am Herzen liegt. „In Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen Klimafolgeanpassungen im städtischen Raum gewinnt verfügbares Trinkwasser stark an Bedeutung. Deshalb bin ich froh, dass wir diesen wichtigen gesundheitlichen Beitrag leisten können.
Durch unser gutes Fördermittelmanagement konnten auch für dieses Projekt Fördermittel abgerufen werden, sodass der städtische Haushalt weniger stark belastet wird.“
Ganz billig ist die Installation eines Trinkwasserbrunnens nicht: Besonders an diesem Standort musste zunächst mittels Spülbohrung eine Trinkwasserleitung gelegt werden. Für die Beschaffung, die Installation und den Anschluss des Brunnens lagen die Kosten bei knapp 22.000,- € insgesamt. „Über die jährlichen Betriebskosten der Anlage kann aber derzeit nur spekuliert werden“, so Püll. „Inklusive Analysen, Wasserkosten und Ersatzbatterie für den Brunnen müssten 2.500,- € ausreichen.“
Trinkwasserbrunnen läuft von Frühjahr bis Herbst
Vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst wird der Brunnen frisches Trinkwasser an alle Durstigen spenden – dann geht er in Winterpause, um die Technik im Inneren des Brunnens nicht durch Frost zu schädigen. Nach zwei Jahren Evaluationsphase ist vorgesehen, über weitere Trinkbrunnen zu reden. „Je nachdem, wie der erste angenommen wird und welche Erfahrungen wir mit dem Betrieb des Brunnens sammeln, sollen auch in Broichweiden und in Bardenberg Trinkwasserbrunnen an zentralen, belebten Plätzen installiert werden“, stellt Bürgermeister Nießen in Aussicht.