Die Leiterin des städtischen Familienzentrums Lebens-Spiel-Raum, Renate Rütters, verabschiedet sich nach 45 Jahren
Die Leiterin des Familienzentrums Lebens-Spiel-Raum Renate Rütters geht in Rente. Wir haben uns mit ihr unterhalten, was sich in den letzten Jahren geändert hat, vor welchen Herausforderungen Kitas heute stehen und wie Renate Rütters sich ihre Zeit ganz ohne Kita vorstellt, lesen Sie in diesem Artikel.
Menschen prägen ihre Umwelt. Das wird nirgends so deutlich wie am Arbeitsplatz. Bei Renate Rütters ist der Arbeitsplatz nicht nur ein Schreibtisch, sondern ein „Lebens-Spiel-Raum“, wie sie selber sagt, mit vielen hell und bunt gestalteten Gruppen-Räumen, einer Küche, einem Sportraum und einem großen Außenbereich. In jeder Ecke spürt man die Leiterin. Denn genauso wie sie wirken Räume und Einrichtung bunt und fröhlich – ein Ort, an den man als Kind gern Zeit verbringt. Und das war Renate Rütters auch immer wichtig „Die Atmosphäre hier mit allen Menschen: den Kindern, den Eltern und den Kolleginnen – das macht uns aus“, sagt Rütters. „Das wird mir fehlen.“
Reisen, Heilen und Tanzen
Renate Rütters geht nach insgesamt 45 Jahren Kita nun in den wohlverdienen Ruhestand, was sie gar nicht so gerne hört. „Langeweile gab es nie in meinem Leben. Ich war immer neugierig, was es da noch zu entdecken gibt, bin viel gereist und habe mich immer weitergebildet“, sagt Rütters. „Meiner zweiten Ausbildung als energetische Heilerin werde ich nun mehr Aufmerksamkeit widmen.“ Außerdem werde sie die gewonnene Zeit für Meditationen und Tanzen nutzen.
Renate Rütters blickt auf 45 Jahre gelebte Kita-Zeit zurück. Alles begann mit einem Praktikum in der Kita In der Dell. Im Anschluss wechselte sie in die damals neu eröffnete die Kita Lebens-Spiel-Raum in die Gerhard-Hauptmann-Straße, die damals als erste städtische Kita in Würselen im Zuge der pädagogischen Umstellungen, zur Ganztagsbetreuung eröffnet wurde. Nach zwei Berufsjahren übernahm Rütters die Kitaleitung und ist seitdem maßgeblich verantwortlich für die Weiterentwicklung in vielen pädagogisch konzeptionellen Bereichen.
Der Lebens-Spiel-Raum wurde 2011 als Familienzentrum zertifiziert
Die Zertifizierung der Kita 2011 zum Familienzentrum war für Rütters eine Chance, die Eltern und Kinder mit vielfältigen Angeboten im Bereich Beratung, Betreuung und Bildung mehr zu unterstützen. „Die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk des Familienzentrums war und ist mir immer wichtig gewesen“, sagt Rütters. „Unsere Zertifizierung verdanke ich aber auch meinem beständigen Team, dass mich immer so sehr unterstützt hat.“
Zusätzlich dazu ließ sich selbst und eine weitere Kollegin zur Marte-Meo Therapeutin ausbilden, um Eltern unterstützend fachlich zur Seite zu stehen. Kinder und Eltern profitieren seitdem von einem vielfältigen Leistungsangebot.
Die veränderte Familiensituation wirkt sich auch auf die Kinder aus
Auf die Frage, was heute in ihrem Job anders ist als früher, muss sie lächeln: „Alles“, ist die Antwort. „Die ganze Familiensituation hat sich vor allem in den letzten zehn Jahren sehr geändert“, so Rütters. „Die Zeit ist heute einfach ganz anders – beide Elternteile sind heute stark im Job eingebunden, das nehmen wir Fachkräfte natürlich in der gesamten Entwicklung der Kinder wahr. Alles sei schnelllebiger geworden. Rütters Einschätzung nach, leisten Erzieher:innen enorm viel, um den Alltag zu meistern und den Kindern in allen Lebenslagen zur Seite zu stehen. „Die Pandemie hat uns dann wirklich sehr ausgebremst“, sagt Rütters. „Aber vielleicht war das Innehalten auch gut, um vieles im pädagogischen Alltag zu überdenken – Das gebe ich nun gerne in anderer Hände.“
Kinder sind heute selbstständiger und früher
Kinder übernehmen in der heutigen Zeit schon viel früher Verantwortung, sind terminlich mehr gebunden als früher. Was sie manchmal überfordert, aber auch ihr Selbstbewusstsein stärke. „Die Kinder heute sind ganz anders – sie sind viel selbstbestimmter und wollen auch hier in der Kita stärker mit eingebunden werden.“ Deshalb gibt es im Lebens-Spiel-Raum auch das Kinderparlament. Und das funktioniere ganz ähnlich wie die „Erwachsenen-Parlamente“. Jede Gruppe wählt seine Vorsitzende oder seinen Vorsitzenden. „Die Kinder entscheiden dann mit – beispielswiese welche Spielgeräte gekauft werden oder welches Essen es geben soll“, sagt Renate Rütters. „Bei unseren Treffen wird dann auch Protokoll geführt und die Kinder nehmen die Themen mit in die Gruppe und besprechen sie da.“ So entstand im Sommer letzten Jahres auch der Wunsch, einen regelmäßigen Elternspielenachmittag zu machen. „Die Kinder wollten ihren Eltern gern ihren Alltag zeigen“, so Rütters.
Herausforderungen im Kita-Alltag
Trotzdem malt Rütters auch ein düsteres Bild. Zusätzlich zu den steigenden Betreuungs-Bedarfen steigen auch im Kita-Alltag die Herausforderungen im pädagogischen Alltag, was mehr Personal erfordert. „Personal, das nicht vorhanden ist“, sagt Renate Rütters. „Es gibt einfach zu wenig Erzieherinnen und Erzieher, auch zu wenig Auszubildende, sodass nicht genug Fachpersonal nachkommt.“ Das hat Auswirkungen auf den Alltag der Kinder und natürlich langfristig auch Auswirkungen auf den Berufsalltag der Eltern. „Hier sieht man zusätzlich wie wichtig die Kita ist.“
Ein großes Dankeschön an alle Unterstützer:innen
Zum Ende des Kindergartenjahres nimmt Renate Rütters nun Abschied von „ihrer“ Kita und natürlich von all den Menschen, die sie auf ihrem langen Berufsweg begleitet haben Kolleg:innen, Ehemalige, Eltern, Kinder. „Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Rütters. „Man muss für sie einen Ort schaffen, an dem sie sich wohl fühlen, sich entwickeln und Freundschaften schließen können.“ Das sei ihr immer das Wichtigste bei ihrer Arbeit gewesen. Aber getreu des afrikanischen Sprichwortes: „Es braucht ein ganzes Dorf, um Kinder zu erziehen.“ könne man das nicht allein schaffen. Deshalb bedankt sich Rütters nochmal herzlich bei allen, die sie auf ihrem Weg unterstützt und begleitet haben.
Die Stadt Würselen wünscht Renate Rütters alles Gute für die Zukunft und dankt ihr für ihr jahrzehntelanges, bemerkenswertes Engagement.