„Die Wohnung in Würselen war unser Rettungsanker“

Familie Eickmanns aus Eschweiler verlor während der Flutkatastrophe im letzten Jahr alles. In Würselen konnte die Familie zur Ruhe kommen und ihr Leben neu sortieren. In dieser Woche zieht die Familie nun in ihr neues Heim. Die Stadt Würselen verabschiedete sie mit Süßigkeiten und einem Spaßbadgutschein für die ganze Familie.
Eschweiler, 13. Juli 2021 – hier beginnt für Familie Eickmanns ein Alptraum. Abends, kurz vor 18 Uhr, tritt nach stundenlangem Regen der zuvor unscheinbare und ungefährliche Fluss Inde über die Ufer. Später werden alle von der Jahrhundertflut sprechen. Das Heim der Familie ist unbewohnbar.
Kurz vor 18 Uhr war das Folgende jedoch nicht absehbar. Der Keller von Familie Eickmanns ist nass. Familienvater Jens versucht, alte Habseligkeiten zu retten. „Wenn ich geahnt hätte, was uns bevorsteht, hätten wir wohl einfach nur die wichtigsten Sachen aus der Wohnung ins Auto geworfen und wären geflohen“, sagt Eickmanns heute. „Schon eine halbe Stunde später stand das Wasser der Inde so hoch auf der Straße, dass wir nicht mehr fliehen konnten.“
Die Situation in der Nacht dramatisiert sich
Die Nacht bricht herein. Mutter Sarah und der kleine Mateo (3) harren in ihrer Hochpaterre-Wohnung aus. Die Eltern sind beunruhigt, doch sie fühlen sich noch recht sicher. „Dass die Inde unsere Wohnung überschwemmen würde, haben wir nie geahnt.“ Doch nachts verschlimmert sich die Lage und die Familie sowie ihre zwei Hunde finden beim Nachbarn in der oberen Etage Unterschlupf. Jens Eickmanns schläft in dieser Nacht nicht mehr, sondern beobachtet auf dem Dach die Situation. Die Feuerwehr kann zu diesem Zeitpunkt nicht zu den Festsitzenden durchdringen. Am nächsten Morgen geht das Wasser zurück. Die Familie verschafft sich einen Überblick. Nichts ist ihnen geblieben. Der Geburtstagstisch vom kleinen Mateo, der an diesem Tag vier Jahre alt geworden ist, schwimmt wie alle anderen Möbel durch die Wohnung. Das Auto in der Garage liegt auf dem Kopf.
Dann beginnen die Aufräumarbeiten. Schnell wird klar, dass die Wohnung unbewohnbar ist und alles Hab und Gut verloren. Die Familie kommt bei den Großeltern unter und organisiert Behördengänge und Co., doch sie werden eine längerfristige neue Bleibe brauchen.
Würselen bietet den Flutopfern eine Wohnung an und richtet sie mit Möbelspenden ein
Viele Kommunen bieten Familien wie den Eickmanns Hilfe an, so auch Würselen. In der Stadt gibt es einige leerstehende Wohnungen in der Kaiserstraße, die in städtischem Besitz sind. Nach nur einem Monat sind die Wohnungen bezugsfertig. Möglich macht das alles der beherzte Eingriff von Mitarbeitern wie Ben Beckers. So tauscht der Referent des Bürgermeisters Anzug gegen Blaumann und hilft beim Entrümpeln und Renovieren der Wohnung. Er koordiniert Möbelspenden sowie die Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Dabei konnte er auch auf die große Unterstützung von Ehrenamtlern zurückgreifen.
Im August kann Familie Eickmanns einziehen. Vater Jens hilft dem Spediteur beim Rauftragen der Möbel. „Wir haben alles bekommen, was wir brauchten“, sagt er. „Ein neues Boxspringbett, Tisch, Couch.“ Für die Betreuung des Sohnes stellt Würselen schnell einen Notplatz im Kindergarten zur Verfügung. „Das war unser Rettungsanker“, so Eickmanns. „Wir konnten verschnaufen, zur Ruhe kommen und unser Leben neu strukturieren.“
Der Neuanfang für Familie Eickmanns
Die Familie will nicht zurück nach Eschweiler oder in die Nähe von fließendem Wasser ziehen. Zu tief sitzt der Schock. Sie haben eine Wohnung in Alsdorf gefunden und werden in dieser Woche einziehen.
Die Stadt Würselen wünscht der Familie alles Gute!