Grüner Garten statt öde Steinwüste
(psw/md) Es ist der Trend: Kies und Schotter in den Gärten unserer Stadt ersetzen lebendiges Grün. Dabei ist der Vorgarten doch die Visitenkarte des Hauses! Welche dramatischen Folgen die modernen Steinwüsten für die Natur und das Klima haben, ist jedoch vielen gar nicht so bewusst…
Für viele Menschen sind diese Steinwüsten der „Hit“, gelten sie doch im Allgemeinen als modern, sauber und pflegeleicht. Hinzu kommt, dass, wenn überhaupt etwas gepflanzt wird, häufig auf sogenannte Neophyten zurückgegriffen wird, die oft keine ökologische Funktion haben, weil sie Insekten und Tieren weder Nahrung noch Unterschlupf bieten. Für Naturfreunde und Biologen sind es schlichtweg „Gärten des Grauens“. In einer Zeit, in der das Insektensterben Thema in nahezu allen Medien ist und Städte und Kommunen nach Lösungen suchen, den weiteren Verlust der bestäubenden (Wild-)Bienen- und Insektenarten zum Stoppen zu bringen, sollte jeder Gartenbesitzer über die Konsequenzen nachdenken, die die diese Steinöden für unsere kleinen fleißigen Freunde haben. Ohne Insekten wird es irgendwann keine Früchte und auch keine Singvögel mehr geben, denn sie sind die wichtigste Nahrung für die Vogelbrut. Zudem stammen die Steine meist nicht aus dem heimischen Steinbruch, sondern überwiegend aus China oder Indien. Besonders in Neubaugebieten ist der moderne Kiesgarten sehr verbreitet – mit fatalen Folgen: Bauland ist teuer und die heutigen Gärten sind ohnehin schon viel kleiner als in vergangenen Zeiten. Umso wichtiger ist es, dass diese wenigen unversiegelten Restflächen grün bleiben, am besten mit einheimischen Blumen und Stauden, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahresverlauf blühen.
Tatsächlich pflegeleicht ist der Kiesgarten auf lange Sicht übrigens auch nicht. Werden die Steine nicht regelmäßig gereinigt und von herabfallendem oder zugewehtem Laub oder auch Moos befreit, können so im Laufe der Zeit viele der ungeliebten „Unkräuter“ trotzdem wachsen. Diese sind nämlich tatsächlich Überlebenskünstler, kommen mit extrem wenigen Nährstoffen aus und sind auch entsprechend trockenresistent. Hinzu kommt noch, dass auf mit Steinen versiegelten Flächen Regenwasser nicht mehr im Boden versickern kann und somit die Kläranlagen mit diesem abfließenden Oberflächenwasser zusätzlich belastet werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass Bäume, Sträucher und Stauden Feinstaub binden können.
Lebendige Gärten sind sowohl für die biologische Diversität (Artenvielfalt), als auch für das Stadtklima ein enormer Gewinn und von großer Bedeutung. Ein Garten mit überwiegend einheimischen Gewächsen ist ein wichtiges Biotop für die heimische Flora und Fauna, sei er noch so klein. In den Innenstädten bilden (Vor-)Gärten ein Refugium für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, dienen als Nahrungsquelle und Lebensraum. In Schottergärten finden Vögel und Insekten keine Nahrung mehr. Es gibt aber durchaus auch ökologisch wertvolle, „echte“ Steingärten: Unter Verwendung von Kies, Steinen oder Splitt wird ein optimaler Standort für Pflanzen aus der Gebirgsflora oder für trockenheitsverträgliche Pflanzen hergestellt. Ein naturnah gestalteter Steingarten ist vielfältig mit oft niedrigen bis mittelhohen Stauden dicht bepflanzt und kann durchaus artenreich sein.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Auswirkung der modernen Steinwüsten auf das Kleinklima: Grüne Gärten, Parks und Straßenbäume liefern frische, saubere Luft. Sie produzieren nicht nur Sauerstoff, sondern geben auch Feuchtigkeit ab, die verdunstet. Diese Verdunstung sorgt dafür, dass die Umgebungstemperatur sinkt. Kies und Stein speichern jedoch die Hitze und strahlen sie lange ab, auch in den Abend- und Nachtstunden. Das führt dazu, dass sich unsere Städte weiter aufheizen. Hier sind natürlich die Städteplaner gefordert, in Neubaugebieten Frischluftschneisen einzuplanen. In der Summe fällt aber auch den Flächen rund um die Baukörper eine bedeutende Rolle für das Kleinklima zu. Ein grüner Garten, der mit einheimischen, standortgerechten Bäumen, Sträuchern und Stauden angelegt wird, kostet wenig Arbeitsmühe. Bei der Planung helfen fachlich versierte Landschaftsgärtner und gut aufgestellte Gartencenter, die auch für den „lazy gardening“-Liebhaber eine maßgeschneiderte Lösung finden. Das Internet hält zudem zahlreiche Gestaltungsideen für sonnige, halbschattige und schattige Vorgärten bereit, aus überwiegend einheimischer Bepflanzung mit Blühstauden und Gräsern, die das ganze Jahr über optisch attraktiv bleiben.