Merzbrück: Umfirmierung zum Forschungsflugplatz Würselen-Aachen GmbH
Kurz vor Weihnachten gaben Ruth Roelen, Geschäftsführerin der Forschungsflugplatz Aachen Merzbrück GmbH, und Bürgermeister Roger Nießen, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft, die bevorstehende Umfirmierung bekannt: Die Gesellschaft wird zum 1. Januar 2024 zur Forschungsflugplatz Würselen-Aachen GmbH. „Das hatten wir schon länger auf dem Schirm“, so Nießen, „und ich freue mich, dass wir mit diesem Namen ins neue Jahr starten.“
Gleichzeitig nutzten Roelen und Nießen die Gelegenheit, Hintergründe zu erläutern und einen aktuellen Überblick über die positiven Entwicklungen zu geben.
Die Aachener Kreuz Merzbrück GmbH, beim Pressegespräch vertreten durch Geschäftsführer Marc Knisch, und die Forschungsflugplatz Würselen-Aachen GmbH (FWA) stemmen gemeinsam die Entwicklung am Standort, so Roelen. Die Grundstücksankäufe seien im Laufe der letzten 20 Jahre erfolgt und haben dieses wichtige regionale Projekt erst möglich gemacht. In der Bezeichnung des zukünftigen Gewerbegebietes solle „Würselen“ ausdrücklich enthalten sein.
Neben dem erfolgreichen Betrieb von Segel- und Motorflug – Merzbrück sei Landesleistungsstützpunkt – werde sich der Standort zu einer Mobilitätsplattform entwickeln, die einschließlich eines Haltepunktes der Euregiobahn und der Fliegerei alle Dimensionen bediene, gab Roelen einen Ausblick.
Zu sehen sind am AERO Park 1 aktuell vor allem Tiefbauarbeiten. „Im Sommer wird das Gebiet im ersten Bauabschnitt erschlossen sein“, so Knisch. Im Hintergrund ist aber einiges im Gange, das wurde einmal mehr deutlich. So arbeiten Westflug und FH Aachen bereits gemeinsam an einem Forschungsprojekt zu Elektroflugzeugen, gefördert mit Landesmitteln. Vier E-Kleinflugzeuge seien aktuell in Deutschland im Einsatz, davon zwei in Würselen.
Das Aachener Forschungsinstitut Access e.V., spezialisiert auf Materialforschung und Fertigungsverfahren, wird sich am Standort ansiedeln und hat als erstes Unternehmen bereits Fördermittel enthalten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wird ebenfalls in Kürze eine neue Würselener Anschrift haben, genauso wie die FH Aachen hier vertreten sein wird und weitere Professuren der RWTH Aachen. Im ersten Bauabschnitt nördlich der Landebahn wird der Schwerpunkt auf der Forschung liegen (AERO Park 1), im zukünftigen zweiten und dritten Bauabschnitt südlich der Landebahn auf dem Schwerpunkt Wirtschaft und Produktion.
„Mit der Ertüchtigung des Verkehrslandeplatzes zum Forschungsflugplatz gehen wir gemeinem in die Zukunft“, so Roelen. „Der Standort soll regional, überregional und transnational eine Beachtung und Wertigkeit erfahren. Wir werden im Kontext des Strukturwandels die Region gestalten.“
„Die Unternehmen, die sich jetzt ansiedeln, kommen nicht etwa, weil es aktuell Fördermittel oder ähnliches gibt“, betonte Nießen. „Die Ansiedlungen und die Zusammenarbeit ist das Ergebnis jahrelanger oder gar jahrzehntelanger Arbeit und Vorbereitung.“
Auch Dr.-Ing. André Schievenbusch, geschäftsführender Vorstand von Access e.V., gab einen spannenden und vielversprechenden Ausblick in die Zukunft, womit er an seinen Vortrag beim städtischen Neujahrsempfang im Januar 2023 anknüpfte. Die Luftfahrtindustrie habe sich verpflichtet, klimaneutral zu werden, gleichzeitig rechne man mit einer Verdreifachung der Flüge. Somit müsse die Fliegerei weg von konventionellen Brennstoffen. „Wir sind auf eine Entwicklung hin zu alternativen Kraftstoffen angewiesen“, so Schievenbusch. „Der Schlüssel dazu sei die Komponentenentwicklung. Die Technologien, die hier reif gemacht werden, können an den Weltmarkt weitergeben werden. Wir können hier eine entscheidende Rolle für die klimaneutrale Luftfahrt spielen.“
Access sei mit der gesamten europäischen Luftfahrtindustrie vernetzt und überzeugt davon, in Würselen Kräfte und Möglichkeiten bündeln zu können. „Die Bedarfe der Industrie werden formuliert, hier wird entwickelt und getestet.“
„Wir sehen uns zunächst als Projektentwickler und Wirtschaftsförderer“, so Knisch, „vor allem sind wir aber Reallabor des Strukturwandels. Mitte 2024 wird das Gebiet hier im ersten Bauabschnitt erschlossen sein und schon jetzt reden wir von mehr als einem Dutzend Unternehmen. Darunter nicht zuletzt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das bisher am Campus zuhause war, vorübergehend gerade am Kaninsberg und in Kürze hier am Forschungsflugpatz.“
Zum Pressegespräch begrüßte Marc Knisch auch Richard Krüger-Sprengel, dessen Unternehmen Helix-Carbon GmbH schon einige Jahre auf Merzbrück zuhause ist. Als ehemaliger Student habe Sprengel sein Hobby zum Beruf gemacht und Propeller hergestellt, von Beginn an habe er auf die innovative Bauweise mit Carbon gesetzt – und ist damit äußerst erfolgreich seit rund 30 Jahren unterwegs. „Erfolgreiche Forschung und Entwicklung von leiseren Propellern mit höherem Wirkungsgrad ist nur hier am Flugplatz möglich, die Landebahn vor der Tür ist durch nichts zu ersetzen“, erklärte Krüger-Sprengel und freut sich auf seine zukünftigen Nachbarn.
„Was heute entwickelt wird, sehen wir 2040 in Serie. Wir müssen jetzt dabei sein“, brachte es Schievenbusch nochmals auf den Punkt.
Fazit: Eine Umfirmierung, die nicht von ungefähr kommt. Die Entwicklungen am Standort sind spannend und vielversprechend.