BZPG übernimmt Stolperstein-Patenschaft
Anlässlich des Tages der Pflege übernimmt das Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit der Städteregion Aachen, kurz BZPG die Patenschaft für den Stolperstein des Euthanasie-Opfers Rosa Schillings in Würselen. Bürgermeister Roger Nießen dankte beim Termin vor Ort, der auch zum gemeinsamen Gedenken genutzt wurde.
Auch Jahrzehnte nach der Zeit des Nationalsozialismus tragen die Bürger:innen dazu bei, dessen Verbrechen in einem symbolischen Akt des Erinnerns im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. Stolpersteine sind das größte dezentrale Denkmal der Welt und vergegenwärtigen die Erinnerung an die systematische „Säuberung“ der Gesellschaft von Menschen, die mit der NS-Rassenideologie nicht konform gingen oder krank waren, die sogenannten Euthanasie-Opfer.
Das Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit der Städteregion Aachen, kurz BZPG, übernimmt nun die Patenschaft des Stolpersteins für Rosa Schillings, einem der Euthanasie-Opfer Würselens. „Wir sind dankbar für die Möglichkeit, die Patenschaft für den Stolperstein von Rosa Schillings übernehmen zu dürfen“, sagt Ulrike Käbsch, Schulleitung der Pflegeschule am BZPG, die an diesem Tag von einem Kurs Auszubildender zur Pflegefachperson begleitet wird.
Die Demokratie ist so lebendig, wie wir sie tragen
Bürgermeister Roger Nießen bedankte sich herzlich, vor allem bei den Schülerinnen und Schülern.
„Danke, dass Ihr Euch so engagiert, dieses Thema aufgreift und bearbeitet. Ihr bearbeitet nicht nur Fachthemen, sondern auch Themen der Gesellschaft, wie dieses wichtige Symbol – unsere Stolpersteine.“ Auch bei seiner Stellvertreterin Brigitta Schüppen-Büttgen bedankte er sich für deren Engagement, außerdem bei Jürgen Hohlfeld, und begrüßte es, dass die beiden in gutem Austausch zum Thema sind. „Ich freue mich, die Patenschaft heute in Eure Hände übergeben zu können.“
Die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitta Schüppen-Bütten, die im BZPG als Lehrerin für Pflegeberufe tätig ist, schloss sich den Worten des Bürgermeisters an. „Wir möchten gern dauerhaft dieses wichtige Thema wieder in den Alltag integrieren“, sagt Schüppen-Büttgen. „Es ist uns eine Ehre, dass wir die Patenschaft übernehmen dürfen. Ab heute werden wir jedes Jahr am Tag der Pflege den Stein putzen und Rosa Schillings sowie allen anderen Opfer des NS-Regimes gedenken.“
Songül und Jason übernahmen die Aufgabe, den Stolperstein zu säubern. Katarzyna las die Geschichte von Rosa Schillings vor und gab damit einen Einblick in die schreckliche Vergangenheit.
Auch Jürgen Hohlfeld, Gründungsmitglied des Förderkreises Asyl e.V. Würselen, wand sich mit wichtigen Worten an die Teilnehmenden der Zeremonie. „Im Namen des Arbeitskreises möchte ich mich bei Euch und Eurer Schule bedanken. Die Erinnerungsarbeit liegt in Euren Händen, da ist sie gut aufgehoben. Dies wird sich in Eurer Arbeit niederschlagen – was wichtig ist. Bitte macht weiter so“, appellierte Hohlfeld an die jungen Leute. „Die Demokratie ist so lebendig, wie wir sie tragen. Eure Haltung ist wichtig!“ Gemeinsam legten alle Anwesenden Rosen nieder und entzündeten eine Kerze.
Zur Geschichte Rosa Schillings
Sie fiel in Würselen den sogenannten „Krankenmorden“ zum Opfer: Rosa Schillings, geboren 1899. 1936 wurde sie in die Heilanstalt Galkhausen eingewiesen. Ihre „Zwangsterilisation“ wurde angeordnet. Am 2. Mai 1941 wurde sie nach Hadamar, eine damalige Tötungsanstalt für psychisch erkrankte Menschen, „verlegt“. Noch am selben Tag wurde sie dort ermordet.
Auf Initiative des jüdisch-christlichen Arbeitskreises geschah das Verlegen des Stolpersteines für Rosa Schillings. Bis heute hat der Arbeitskreis Kontakt mit der Enkelin der Rosa Schillings. Letztere veröffentlichte die Geschichte ihrer Großmutter in einem Buch.