Girls’ Day und Boys’ Day 2024 bei der Stadt Würselen
Wie jedes Jahr war Würselen auch dieses Mal wieder beim Girls’ Day und Boys’ Day dabei. Die Aktionstage setzen einen wichtigen Impuls gegen gängige Geschlechterstereotype und sorgen dafür, dass junge Menschen ihr Berufs- und Studienwahlspektrum erweitern.
Mit bundesweit mehr als 23.000 Angeboten und insgesamt mehr als 175.000 Plätzen für Schüler:innen verzeichnen der Girls’ Day und Boys’ Day in diesem Jahr laut Bildungsministerium für Bildung und Forschung einen Rekord. Auch in Würselen waren wieder viele Jugendliche mit dabei.
„Das Feedback der Jugendlichen ist jedes Jahr wirklich toll, einige Stellen in Würselen sind schon während der ersten Tage ausgebucht“, sagt die Würselener Gleichstellungsbeauftragte Silke Tamm-Kanj, die den Tag auch in diesem Jahr bei der Stadtverwaltung organisierte. „Tage wie dieser helfen den Jugendlichen bei der beruflichen Orientierung.“ Aber auch für die Stadt sei der Orientierungstag wichtig, vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Aktionstage teilen sich bei der Würselener Stadtverwaltung in drei Bereiche auf: Kindertagesstätten, Feuerwehr und Rathaus. Ergänzt wird das Angebot durch eine Kooperation mit dem Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit (BZPG) der StädteRegion Aachen am Rhein-Maas-Klinikum.
Girls‘ Day und Boys‘ Day im Rathaus: Wie wird man eigentlich Bürgermeister?
Dass das Rathaus keineswegs langweilig und grau ist, erlebten vier Mädchen und ein Junge in der Würselener Stadtverwaltung. Los ging es mit einer kleinen Einführung im Ratssaal, die auch Bürgermeister Roger Nießen besuchte. Er begrüßte die Kids locker per Handschlag. „Schön, dass Ihr uns hier in der Stadtverwaltung besucht.“ Ganz ungezwungen ging es weiter. So konnten die Kinder Fragen stellen, die man eigentlich so nicht stellt. Zum Beispiel: Wie wird man Bürgermeister oder Bürgermeisterin? Gibt es dafür eine Ausbildung? Wie sieht der Alltag eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin aus?
Zusätzlich stand auch die Auszubildende Angelina Falkenberg Rede und Antwort und berichtete davon, wie sie zur Stadtverwaltung gekommen ist und welche Ausbildungsabschnitte ihr besonders viel Spaß gemacht haben. Dann ging es für die Kinder in die verschiedenen Ämter: Pressestelle, Steuer- und Kassenamt und Bauordnung.
„Guter Nachwuchs für die Pressestelle“
Davin besuchte die Pressestelle und war ganz überrascht von der Vielfältigkeit der Aufgaben. „Ich habe mich zwar bewusst für die Pressestelle entschieden, weil die Aufgaben so spannend klingen, aber es ist noch interessanter, als ich gedacht hatte.“ Neben den typischen Aufgaben in der Pressestelle wie der Pflege der Website, das Erstellen des Stadtmagazins und des Terminkalenders durfte er auch in die Ausbildung hineinschnuppern. „Davin ist neugierig und sehr redegewandt, er bringt damit gute Eigenschaften mit“, sagt Pressesprecherin Miriam Ameri. „Ich könnte ihn mir gut als Nachwuchs hier in der Pressestelle vorstellen.“
Ein Tag im Amt Vollstreckungsamt
„Das Vollstreckungsamt war früher eher eine Männerdomäne“, sagt Tamm-Kanj. „Das hat sich in den letzten Jahren zwar gewandelt, trotzdem gibt es hier noch einiges zu tun, denn immer noch ist es eine Ausnahme, dass, wie hier in Würselen, eine Frau die öffentlich-rechtlichen Forderungen wie bespielweise Steuern zwangsweise eintreibt“.
Welchen Weg nimmt ein Bescheid?
Lea schnupperte am Aktionstag in das Kassen- und Steueramt, früher ein typisch männerdominiertes Amt. Heute arbeiten jedoch auch schon viele Frauen hier – wie in der gesamten Stadtverwaltung. „Rollenbilder ändern sich über die Jahre“ sagt Tamm-Kanj. „Im Kassen- und Steueramt kann es mitunter schwierig werden. Nicht jeder, der zahlen muss, will das auch, ab und an wird es hier dann laut. Deshalb hat man diesen Job früher vor allem Männern zugestanden. Heute sind hier auch immer häufiger Frauen angestellt. Das ist absolut begrüßungswert, denn Durchsetzungskraft ist eine Eigenschaft unabhängig vom Geschlecht.“ Das sehen auch die Kolleg:innen im Amt so. So lädt der Girls‘Day auch zum Diskutieren ein. „Meine weiblichen Kolleginnen machen den Job genauso gut wie die männlichen“, sagt Ralf Dickert, der seit zwei Jahren im Würselener Steueramt tätig ist.
Ralf Dickert hat sich genauso wie im letzten Jahr beim Girls‘Day engagiert und Lea den Weg des Bescheides anschaulich im Rathaus erklärt. So begann ihr Rundga
ng in der Poststelle, wo die Post der Bürger:innen ankommt, weiter ging es in das Fachamt, ins Kassen- und Steueramt, dann zur Vollstreckung und schlussendlich ins Archiv, wo der Bescheid dann als Akte endet. „Den Außendienst können wir den Kindern natürlich nicht zeigen“, sagt Dickert. „In unserem täglichen Leben gehört das natürlich noch mit dazu.“
Feuerwehr: Wenn es knallt und brennt
„Die Feuerwehr ist für den Girls‘Day immer eine unserer top Adressen“, sagt Tamm-Kanj. „Das hat sich bei den Mädchen aus der Region schon rumgesprochen, deshalb sind die Plätze hier besonders schnell weg.“ Kein Wunder, denn hier ging es ans Eingemachte. So durften die Teilnehmerinnen selbst kleine Brände löschen, waren überrascht über die Druckwelle, die eine Haarspraydose unter Hitze entwickelt oder durften Würselen aus luftiger Höhe von der Drehleiter aus betrachten.
Dabei ist auch der Beruf der Feuerwehrfrau gar nicht mehr so selten. „Der Anteil an Mädchen und Frauen steigt bei der freiwilligen und auch der Berufsfeuerwehr stetig an“, sagt Feuerwehrbeamter Florian Woiwode.
Ein Blick hinter die Kulissen des BZPG und RMKs
Für den Boys‘Day sind das Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit (BZPG) und das Rhein-Maas Klinikum (RMK) zwei fabelhafte Adressen. Auch in diesem Jahr waren wieder etwa 25 Schüler dabei und haben einen ganzen Tag in die verschiedenen Facetten des Pflegeberufs hineingeschnuppert.
Wie für die Mädchen bei der Feuerwehr gab es auch im BZPG und RMK viele praktische Übungen, zum Beispiel die Puls- und Blutdruckmessung, das richtige Mobilisieren von Patienten aus dem Bett oder den Einblick in hochmoderne Herzkatheterlabore. Ein echter Blick hinter die Kulissen.
„Es ist uns gelungen, den Schülern einen umfangreichen Mix an Eindrücken und vermitteltem Fachwissen, was Pflege heutzutage wirklich ausmacht, zu geben“, sagt Alexandra Schulz vom Rhein-Maas Klinikum. „Denn Pflege ist vielmehr als die gängigen Klischees!“
Im Laufe des Tages zeigten das Rhein-Maas Klinikum und das BZPG Bereiche der schulischen, aber auch der praktischen Ausbildung. Der interessante Mix aus Einblicken in die schulischen Bereiche sowie der praktischen Ausbildung kamen gut an, sodass das Feedback durch die Bank weg positiv war – auch in einigen Gesprächen mit den Eltern.
Und frei nach dem Motto: Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung sind die Organisatoren schon jetzt dabei, den Tag für das kommende Jahr vorzubereiten. Die Stadtverwaltung Würselen freut sich schon auf April 2025, wenn es wieder um die klischeefreie Berufsorientierung von Jungen und Mädchen geht.
Plätze gibt es auch dann wieder online unter: https://www.girls-day.de/Radar
https://www.boys-day.de/boys-day-radar