Der Bürgermeister von Würselen darf Paare trauen.
Das Bürgermeisteramt hat auch eine ganz besondere Seite: Bürgermeister:innen dürfen nämlich auch als Standesbeamte Trauungen vornehmen. Voraussetzungen: Sie müssen eine Schulung dazu besucht haben und per Urkunde bestellt werden. Nach erfolgreicher Teilnahme an einem dreitägigen Lehrgang kann Roger Nießen, Bürgermeister der Stadt Würselen, nun auch zum Standesbeamten bestellt werden. Wie es dazu kam, verrät Nießen in unserem Interview.
Herr Nießen, Sie dürfen nun auch offiziell Paare trauen. Wie kam es dazu?
Nießen: Angestoßen hat das Ganze die Aktion Hoffnungstag. Die Flut im letzten Sommer hat neben Häusern und Existenzen auch einige Träume zerstört. Und dazu gehört sicher für viele Menschen auch die eigene Hochzeit. Deshalb hatte Elke Knuppertz aus Baesweiler eine ganz besondere Idee: Sie wollte Paaren, die von der Flutkatastrophe betroffen waren, eine Hochzeit ermöglichen. Den sogenannten Hoffnungstag. Dabei bekommt das Paar eine Hochzeit geschenkt, mit allem was dazu gehört. Kleid, Ringe und eine Feier für 50 Leute. ***
Dann haben wir überlegt, dass es doch schön wäre, wenn ich als Schirmherr der Aktion diese Trauung auch offiziell durchführen kann. So kam es, dass ich zum Standesbeamten-Lehrgang gefahren bin.
Wer wird das erste Paar sein, das Sie trauen?
Nießen: Das werden Marco und Gabriela aus Eschweiler sein. Sie haben bei der Hoffnungstag-Aktion gewonnen. Besonders freut mich natürlich, dass wir diesem Paar nach all den Verlusten nun Hoffnung schenken dürfen.
Welchen Bestandteil der Schulung fanden Sie besonders interessant?
Nießen: Interessant war das ganze Seminar. Aber besonders amüsant waren die praktischen Übungen, die wir in den drei Tagen immer wieder gemacht haben. Um das Gelernte anzuwenden, haben wir auch einmal eine ganze Trauung durchgespielt.
Welche Herausforderungen gab es beim Lehrgang für Sie?
Nießen: Erstmal muss ich sagen, dass es einfach eine ganz andere Materie ist, zumindest im Vergleich zu der Arbeit, die ich sonst im Rathaus mache. Daher war natürlich vieles neu. Besonders interessant fand ich aber die Bestimmungen zu internationalen Trauungen. Mir war im Vorfeld gar nicht bewusst, dass dieses Thema so umfangreich ist.
Werden wir Sie nun öfter in Form als Standesbeamter sehen als als Bürgermeister?
Nießen: (lacht) Ich stelle es mir sehr erfüllend vor, Paare zu trauen. Ich finde es toll, wenn sie sich entschließen auch nach außen ihre Liebe zu zeigen. Trotzdem sehe ich mich im Bürgermeisterbüro anstatt im Standesamt, das aber mit unseren Standesbeamtinnen auch hervorragend aufgestellt ist. Mir fehlt dazu schlichtweg die Zeit, regelmäßig Trauungen zu übernehmen.
***Anmerkung der Redaktion:
Möglich gemacht wurde die Aktion durch die Unterstützung von vielen weiteren Sponsoren. Das Brautkleid stellt Tschakameh Najafgholi zur Verfügung, Inhaberin des Geschäftes Lady Braut by sisters, das passende Styling entsteht bei Diwa’s Make-up Atelier von Hiwa Najafgholi. Die Trauringe wiederum dürfen beim Juwelier Berretz ausgesucht werden. Die Gestaltung und den Druck der Einladungen und Danksagungen übernimmt die Druckerei Ralf Küster. Willi Köhnen-Kratz, Pächter des BistroRants Löwenherz, sponsert die Getränke und kümmert sich um die Organisation und den Service vor Ort. Am Tag der Feier sorgt Dieter Schloemer mit seinem Catering-Service für das leibliche Wohl von bis zu 50 Gästen, die mit Musik nach Wunsch von DJ Rolf Zimmermann in Partystimmung gebracht werden. Der Sektempfang und die begleitenden Weine zum Essen werden von Silvia Schmitz und ihrem Mann Dirk Nehr gesponsert. Nehr koordinierte die Initiative in den vergangenen Wochen, bei ihm liefen alle Fäden zusammen