Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Martin Schulz am 24. Oktober 2015
Martin Schulz – Ur-Würselener und gleichzeitig überzeugter Europäer, der mit den Staatsmännern und –frauen dieser Welt Politik macht. Und dass er zu beidem gleichermaßen steht und ihm seine Heimat, sein Zuhause nach wie vor mindestens genau so wichtig ist, wie sein Engagement für Europa, genau das zeichnet ihn aus.
Martin Schulz wurde 1955 in Hehlrath geboren und engagierte sich bereits in jungen Jahren bei den Jusos bzw. in der SPD zunächst für seine Heimatstadt Würselen, später auch auf Kreis- und Bundesebene. Er war 15 Jahre Mitglied des Stadtrates, davon 11 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Würselen. Seit 1994 ist Martin Schulz Mitglied des Europäischen Parlaments und hatte dort verschiedene Positionen inne, bevor er 2012 und nach einer Unterbrechung 2014 wieder zum Präsident des Europäischen Parlaments gewählt wurde. Martin Schulz ist verheiratet und zweifacher Vater. Er lebt nach wie vor in Würselen, von wo aus er sich immer wieder an seinen „Arbeitsplatz“ u. a. nach Brüssel begibt, um gemeinsam mit seinen Amtskollegen die Geschicke Europas voranzutreiben. Im Laufe der vergangenen Jahre wurde Martin Schulz vielfach ausgezeichnet. Nicht zuletzt mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, gleich mehrfach mit der Ehrendoktorwürde internationaler Universitäten, jüngst mit dem Karlspreis zu Aachen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Martin Schulz ist eine weitere Auszeichnung, wenn nicht sogar „das“ Zeichen der Anerkennung. So kann nach Paragraph 34 Absatz 1 der Gemeindeordnung des Landes Nordrhein-Westfalen die Gemeinde Persönlichkeiten, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen. „Das Ehrenbürgerrecht soll nur dann verliehen werden, wenn hierzu ein außergewöhnlicher Anlass besteht. Besondere Verdienste werden regelmäßig nur dann vorliegen, wenn sich die betreffende Person weit über das übliche Maß hinaus für die Gemeinde eingesetzt hat“, so heißt es in der Beratungsvorlage des Stadtrates, in der im weiteren Wortlaut auf die Begründung des Karlspreisdirektoriums Bezug genommen wird. Hiernach sei „Schulz heute ein herausragender Repräsentant für die Belebung der europäischen Demokratie.“ Darüber hinaus ist Martin Schulz bekennender Würselener, und damit wird der Bogen zu seiner Heimat gespannt. Es vergeht kein Anlass, bei dem er nicht darauf verweist, dass Würselen seine Heimatstadt ist; ob Talkshows, Interviews in internationalen Printmedien oder Gespräche mit den Regierungschefs dieser Welt. Auch die Tatsache, dass Bundespräsident Gauck und Papst Franziskus inzwischen wissen, wo Würselen liegt, sei ganz offensichtlich Schulz zu verdanken, so Bürgermeister Nelles später in seiner Laudatio. Damit vertritt Martin Schulz zweifellos die Stadt Würselen nach außen wie kein anderer.
„Die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen und die Tatsache, dass Herr Martin Schulz das Amt des Präsidenten des Europäischen Parlamentes bekleidet, sind nach hiesiger Auffassung ein außergewöhnlicher Anlass, Herrn Martin Schulz das Ehrenbürgerrecht gem. § 34 Absatz 1 GO NRW zu verleihen.“ So beschloss der Rat der Stadt Würselen in seiner Sitzung am 23. Juni 2015 einstimmig, Martin Schulz das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.
„Das Ehrenbürgerrecht meiner Heimatstadt“, so Schulz beim offiziellen Festakt am 24. Oktober 2015, „das ist für mich die wichtigste Auszeichnung und die größte Ehre.“
Bürgermeister Arno Nelles fasste in seiner Laudatio sein politisches und gesellschaftliches Wirken zusammen. „Martin Schulz hat Europa erstmals Gesichter gegeben, hat Europa mit der Personalisierung der Europawahl erstmals mit handelnden Menschen in Verbindung gebracht“, so Nelles. Damit habe man Leitfiguren, die der vielfach wahrgenommenen Eurokratie entgegenwirken, was einer von vielen wichtigen und notwendigen Impulsen sei. Die Rede des Ersten Bürgers war gespickt mit dem ein oder anderen Anekdötchen aus früheren Jahren, sehr zur Unterhaltung der Gäste. Da war vom „Küchenkabinett“ die Rede, was auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass Martin Schulz gemeinsam mit Achim Großmann und anderen Kollegen gerne in seiner Küche, direkt hinter seiner damaligen Buchhandlung gelegen, Pläne schmiedete und die Geschicke der Stadt besprach. Da wurde über das vermeintliche Würselener Dreigestirn gelacht, in Gestalt von Arno Nelles, Rainer Gattys und Martin Schulz, der nämlich „seinen“ Bürgermeister und „seinen“ Pfarrer auf Einladung von Papst Franziskus mit nach Rom genommen hatte. Bei allem Spaß und guter Laune war es dennoch unverkennbar, wie ernsthaft und gewissenhaft die Auszeichnung von Martin Schulz gemeint ist. „Je weiter Martin Schulz sich mit seiner Karriere von seinen Wurzeln zu entfernen scheint, umso enger scheint auch wiederum seine Verwurzelung zu werden. Seine Bindung an Würselen wächst, wie umgekehrt die Bindung seiner Heimatstadt an ihn ebenfalls zunimmt.“ Zu hören und zu sehen war ein stolzer Bürgermeister, der mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts nicht nur einen Ratsbeschluss umsetzte, sondern auch ein persönliches Anliegen offiziell in die Tat umsetzen durfte.
Zu den geladenen Gästen von Martin Schulz in der Aula des städtischen Gymnasiums gehörten neben seiner Frau Inge und der zahlreich erschienenen Familie rund 580 Persönlichkeiten aus Würselen und der StädteRegion. Der Stadtrat, die früheren Bürgermeister und Beigeordneten, Vertreter der Stadtverwaltung, der StädteRegion, der Schulen, der Firmen und Gesellschaften, der Kirche, der Vereine, der Polizei, der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen und viele mehr. Auch Staatssekretär a.D. Achim Großmann, Landtagsabgeordnete Eva-Maria Voigt-Küppers, Städteregionsrat Helmut Etschenberg und Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums, gehörten zu den Gästen dieses besonderen Festaktes. Sogar Madame le Ministre Marylise Lebranchu, Frankreichs Ministerin für Dezentralisierung und den öffentlichen Dienst, ist nach Würselen gekommen, um Martin Schulz persönlich zu gratulieren, der es sich wiederum nicht nehmen ließ, eine kleine Ansprache in französischer Sprache zu halten. Mit ihr verbindet Martin Schulz Erinnerungen aus gemeinsamen Bürgermeisterzeiten: Er in Würselen und sie zeitgleich in Morlaix – die Freundschaft über rund 1.000 Kilometer Reisedistanz ist geblieben.
Im Verlaufe der Feierstunde wurde immer wieder deutlich, in welcher Position Martin Schulz inzwischen handelt, welches Ausmaß sein Wirken hat. Als Präsident des Europäischen Parlaments ist er vielleicht der wichtigste oder mächtigste Mann Europas. Er verhandelt in fünf Sprachen in aller Herren Länder und bestimmt „in klaren Würselener Hauptsätzen“ die Regeln in Brüssel mit. Nicht zuletzt die Rede von Madame le Ministre Marylise Lebranchu, die in französischer Sprache gehalten und anschließend von Stadtrat Christoph Küppers auf deutsch übersetzt wurde, zeigte einmal mehr, welches Ansehen Martin Schulz in Brüssel genießt.
Dennoch stand er an diesem Tag als Würselener im Mittelpunkt. „Ich stehe hier heute vor meinen Freunden“, sagte er stolz, „wenn ich Euch anschaue, sehe ich mein Leben, meine Wegbegleiter.“ Und gerade diese Verbundenheit zu seiner Familie, seinen Freunden, seinem Würselen, das zeichnet ihn aus. Martin Schulz ist Würselener geblieben und er wird es immer bleiben. „Alles, was ich im Leben erreicht habe, habe ich hier gelernt, habe ich auf vielfache Weise meiner Heimat zu verdanken.“
Das Programm um die Festrede von Arno Nelles, die Verleihung des Ehrenbürgerrechts mit Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Würselen und die Dankesrede von Martin Schulz wurde gestaltet vom Männer-Gesang-Verein Liederkranz Würselen 1884 e.V. und vom Neuen Chor Würselen. Und wer dachte, dass diese Programmpunkte lediglich eine nette Abwechslung zwischen den Redebeiträgen sein würden, der hatte sich sehr getäuscht. Sowohl der Männer-Gesang-Verein unter der Leitung des niederländischen Chordirektors Ando Gouders überraschte mit gefühlvollem wie unterhaltsamen Gesang, ebenso wie der Neue Chor unter der Leitung von Christoph Leuchter am Flügel und mit Unterstützung von Franz-Josef Ritzerfeld (Gitarre) und Harald Claßen (Blasinstrumente). Die Gäste wurden regelrecht mitgerissen, klatschten und schnipsten im Takt und belohnten die Chöre mit tosendem Beifall. Auch Martin Schulz bedankte sich aufrichtig für die Darbietungen und stellte anschließend wahrheitsgemäß fest, dass er nicht besser hätte singen können. Als Zeichen seiner Dankbarkeit überreichte Martin Schulz der Stadt Würselen ein ganz besonderes Bild und zwar einen einzigartigen Stich der Burg Wilhelmstein aus dem frühen 19. Jahrhundert, den er bei einem Antiquitätenhändler aufgetrieben hatte und nun in das Eigentum der Stadt Würselen übergeben hat.
Während Bürgermeister Arno Nelles im Anschluss zu einem Umtrunk einlud, waren sich alle Gäste einig. Die Redebeiträge waren gleichermaßen interessant wie unterhaltsam. Es herrschte zwischenzeitlich eine ehrfürchtige Ruhe, es wurde aber auch viel gelacht und laut applaudiert. Die Chöre haben einen abwechslungsreichen Rahmen geboten und das Publikum begeistert. Alles in allem ein würdiger Rahmen für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Martin Schulz.