„Sehr beeindruckend“, fasst Kushtrim Hetemi die Verleihung der Rettungsmedaille in Düsseldorf zusammen. Zur Veranstaltung im prunkvollen Düsseldorfer Ständehaus hatte der Würselener seine Schwester mitgenommen. Auch Würselens Kämmerer Alexander Kaiser war in Vertretung von Bürgermeister Roger Nießen der Einladung von Ministerpräsident Hendrik Wüst gerne gefolgt.
Oft erinnert sich Hetemi an den Abend im Juni 2021, „eigentlich jedes Mal, wenn ich eine Brücke sehe“, so berichtet er. Dabei war es zunächst ein ganz normaler Freitag. „Ich wollte nach der Arbeit einfach nur schnell nach Hause und hatte Angst, im Stau zu stehen“, sagt Hetemi, der im Kosovo geboren wurde und seit 30 Jahren in Deutschland lebt. So war er also auf der A544 unterwegs, als er plötzlich haltende Autos sieht – allerdings handelte es sich dabei nicht um einen Stau.
Aus den Autos steigen Menschen aus, blicken nach oben. „Einige haben geweint“, sagt Hetemi. „Oben auf der Brücke war eine Frau, sie hing von dort herunter und hielt sich nur mit den Händen fest.“ Hetemi begriff sofort und wusste instinktiv, was zu tun ist. Er fuhr über rote Ampeln, durch Vorgärten und über einen Gehweg, um schnellstmöglich zu der Brücke zu gelangen. Er knotet einen Füllschlauch aus seinem Firmenwagen um seine Hüfte und befestigt die andere Seite an der Brücke. So beugt er sich zu der Frau herunter hält sie fest. „Es ist verrückt, ich dachte, ich könne die Frau einfach hochziehen, wie im Film“, sagt Hetemi. „Aber das ging nicht. Ich habe dann die Augen geschlossen und einfach nur gehofft, dass bald Hilfe kommt.“ Irgendwann habe er eine Stimme gehört, die ihm sagte, dass er nun loslassen könne. Die Frau wird von einem Sprungpolster aufgefangen und überlebt beinah unverletzt.
Bei der Verleihung der Rettungsmedaille fasst Ministerpräsident Hendrik Wüst zusammen: „Ohne das Eingreifen von Kushtrim Hetemi wäre die Frau von der Brücke gestürzt.“ Doch als Held fühle sich Hetemi selbst nicht. „Jeder würde so handeln“, sagt er bescheiden. Wie schwer die Rettung dennoch zumindest für seinen Körper war, lässt sich aufgrund der eigenen Verletzungen erahnen: Nägel waren gequetscht, ein Muskel sei gerissen, die Schulter angeschwollen. „Es ist aber alles gut verheilt und eine Operation war auch nicht nötig“, sagt Hetemi. „Dennoch würde ich immer wieder so handeln.“
Das beeindruckt auch Bürgermeister Roger Nießen, der aus terminlichen Gründen der Einladung nach Düsseldorf leider nicht folgen konnte. Dennoch wollte er Kushtrim Hetemi aber persönlich kennenlernen und die Geschichte der Rettungsaktion aus erster Hand hören. So freute er sich Ende des Jahres über den Besuch von Hetemi im Rathaus und war tief beeindruckt. „Eine unglaubliche Geschichte“, so Nießen, „ich möchte Ihnen danken – für Ihren Mut und Ihren wirklich nicht ungefährlichen Einsatz.“ Aus Zeichen der Anerkennung überreichte Bürgermeister Roger Nießen die Jungenspielmedaille des Jahres 2024, auf die Hetemi wiederum sehr stolz war.

Auf die Frage, wie ihm die Verleihung in Düsseldorf gefallen hat, lächelt er. „Das war total beeindruckend“, sagt Hetemi. „Die Geschichten der Helden zu hören, hat mich sehr berührt.“ Dass er selbst auch in die Reihe der Helden gehört, ist ihm immer noch nicht bewusst. Hetemi – ein Held, der keiner sein will.