Brunnen am Lindenplatz bei Nacht. Hellerleuchtet durch die Straßenlaternen. Im Hintergrund der Maibaum der Bissener Maigesellschaft.Eine Kappelle im Sonnenlicht, Ein großer Baum und Steine im Vordergrund; Würselen PleyHerbstmorgen im Wurmtal; leichter Nebel zieht in der aufgehenden Sonne über Wiesen und BäumePfarrkirche St. Sebastian in herbstlichem Sonnenlicht

Broichweiden

Entwicklungsplan Broichweiden

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  • Historie

    “Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen.”

    Mit diesem Zitat beginnt das Geleitwort zu Band 1 der ‘Beiträge zur Stadtgeschichte’.

    Der Ortsteil Broichweiden entwickelte sich entlang der in Südwest-Nordost-Richtung verlaufenden historischen Römerstraße von Aachen über Haaren Richtung Jülich – dem Verlauf der etwa 1830 angelegten Hauptstraße/Jülicher Straße. Am heutigen Jodokusplatz bildete sie eine wichtige Kreuzung mit der sogenannten Aachen-Frankfurter Heerstraße, die im Mittelalter Teil der überregionalen und für Handelsbeziehungen bedeutsamen Landverbindung von Italien zu den Niederlanden war. Seit der karolingischen Zeit (ab 8. Jhdt.) wurde sie zudem als Krönungsstraße (Via Regia) zwischen Frankfurt am Main (Wahl der Könige) und dem Krönungsort Aachen genutzt. Der westliche Abschnitt bis zum Jodokusplatz in der alten Flur ‘Helleter Feld’ ist heute teilweise überbaut; (Seniorenhaus Serafine). Die Einmündung in den Jodokusplatz erfolgte über den heute noch erhaltenen kleinen Weg am Haus Delahaye (Adenaus Gässchen). Nach Osten führte die Aachen-Frankfurter Heerstraße auf Weidener Gebiet in ihrem älteren Verlauf zunächst über die heutige Eschweiler Straße bis zur Kreuzung mit der Buschstraße; von dort über das die Buschstraße nördlich fortsetzende Gässchen, dann die Nassauer Straße querend, in die alte Feldfluren ‘Junkeren’, ‘Hohe Straße’, ‘Dürener Straße’ (östlich der Umgehungsstraße). Hier ist in der Wiesenflur ein Teilstück der Via Regia noch erhalten und als Bodendenkmal der Stadt Würselen eingetragen.

    Mehrere Dörfer bildeten ab dem 14. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das Weidener Quartier, eines von sieben Quartieren des Aachener Reiches mit eigener Verwaltungsstruktur. Vorweiden gehörte dagegen zum Amt Wilhelmstein im Herzogtum Jülich. Zwischen Weiden und Vorweiden verlief der Aachener Landgraben, der als Befestigungsanlage das Aachener Reich begrenzte. Die Grenze verlief über den heutigen Jodokusplatz und bildete auch während der Franzosenzeit von 1798 bis 1814 die Grenze zwischen den eigenständigen Gemeinden Weiden und Broich mit Vorweiden. 1387 wird die Jodokuskapelle erstmals erwähnt. Sie ist dem Klostergründer, Einsiedler und Pilger Jodok (aus Jost oder Jobst genannt) gewidmet, der im 7. Jahrhundert lebte und als Patron der Pilger und Reisenden gilt. Besonders bemerkenswert ist, dass die Kapelle auf der Grenzlinie des Aachener Landgrabens zwischen dem Herzogtum Jülich und dem Aachener Reich stand. Während Chor und Gasthaus nach Jülich gehörten, befand sich das Schiff auf Aachener Boden. Nach der Einweihung der neuen und größeren Kirche St. Lucia wurde die Jodokuskirche im Jahr 1905 abgerissen. Teile der alten Kirche sind heute von der Hauptstraße überlagert. Der Jodokusplatz und zwei Adlersteine als ehemalige Grenz-markierung sind als Bodendenkmäler geschützt.

    Die Besiedlung Broichweidens erfolgte überwiegend entlang der historischen Verkehrswege. So entwickelte sich über die Jahrhunderte ein ‘Straßendorf’ mit einer nahezu geschlossenen Gebäudefront entlang der Römerstraße.
    Zum 01.01.1935 kam es zum Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinden Broich und Weiden zu der nun mit dem künstlichen Ortsnamenkompositum Broichweiden benannten neuen Gemeinde. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb die bebaute Fläche der Gemeinde Broichweiden relativ konstant. Erst in den 1960er und 1970er Jahren erfolgten we-sentliche Erweiterungen abseits der Hauptverkehrsachse mit den Wohngebieten Helleter Feldchen im Westen und bis zur Dürerstraße im Osten.
    Nach der kommunalen Neugliederung im Lande NRW zum Jahr 1972 lenkte die Stadt Würselen ihre Siedlungsentwicklung in den 1980er Jahren gezielt auf die Stadtteilzentren, um diese durch eine Ansiedlung von Einzelhandel und öffentlichen Einrichtungen zu stärken. Für Broichweiden bedeutete dies den Bau von Supermärkten, Geschäften und die bauliche Verdichtung der Orts-mitte. Eine wesentliche flächige Erweiterung war damit nicht verbunden.

    Die Besiedlung Broichweidens erfolgte überwiegend entlang der historischen Verkehrswege. So entwickelte sich über die Jahrhunderte ein ‘Straßendorf’ mit einer nahezu geschlossenen Gebäudefront entlang der Römerstraße.

    Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb die bebaute Fläche der Gemeinde Broichweiden relativ konstant. Erst in den 1960er und 1970er Jahren erfolgten wesentliche Erweiterungen abseits der Hauptverkehrsachse mit den Wohngebieten Helleter Feldchen im Westen und bis zur Dürerstraße im Osten.

    Nach der Eingemeindung in den 1980er Jahren lenkte die Stadt Würselen ihre Siedlungsentwicklung gezielt auf die Stadtteilzentren, um diese durch eine Ansiedlung von Einzelhandel und öffentlichen Einrichtungen zu stärken. Für Broichweiden bedeutete dies den Bau von Supermärkten, Geschäften und die bauliche Verdichtung der Ortsmitte. Eine wesentliche flächige Erweiterung war damit nicht verbunden.

    Planungsgrundlagen

    Der Flächennutzungsplan stellt die Art der (geplanten) Bodennutzung für das gesamte Stadtgebiet dar. Neben den bestehenden Baubereichen beinhaltet er im Plangebiet drei potenzielle Bauflächen: eine 4,5 ha große Wohnbaufläche westlich Helleter Feldchen (1), eine 1,5 ha große gemischte Baufläche an der Eschweiler Straße (2) sowie eine 3,6 ha große gewerbliche Baufläche an der Nassauer Straße/L 223, die der Erweiterung der ehemaligen Fa. Kinkartz dienen sollte (3).

    Östlich des Planbereichs wird aktuell mit der Änderung der Start- und Landebahn des Verkehrslandeplatzes Merzbrück ein neues Gewerbegebiet entwickelt.

    Neben dem gesamtstädtischen Flächennutzungsplan gibt es weitere Konzepte für Broichweiden.

    Bereits 1992 entstand der Stadtteilrahmenplan Broichweiden (Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Aachen). Einige der seinerzeit diskutierten Maßnahmen waren bspw. die Umgestaltung des Jodokusplatzes, die Verkehrsberuhigung der Luciastraße und der Bau der Reihenhäuser an der Droste-Hülshoff-Straße.

    Mit dem Umzug der Freiwilligen Feuerwehr an die Eschweiler Straße bot sich die Möglichkeit, die Ortsmitte im Bereich Kirche und Marktplatz neu zu gestalten. Dazu fand 2007 eine Planungswerkstatt mit dem Büro HJP Aachen statt. Im Ergebnis umfasst das Zentrum von Broichweiden den Bereich zwischen Jodokusplatz und Marktplatz (‘Knochenmodell’). Die Vorschläge zur Bebauung konnten nicht umgesetzt werden, da die Konflikte mit der abzureißenden kleinen Turnhalle und der Nutzung des Marktplatzes als Festplatz sowie Lärmschutzproblemen nicht gelöst werden konnten. Realisiert wurde seitdem der Neubau eines Lebensmittel-Supermarkts, die Eröffnung der Umgehungsstraße K 34, die Umnutzung des Feuerwehr-Geländes durch eine private Firma und das Neubaugebiet Droste-Hülshoff-Straße. Außerdem wurde die Albert-Schweitzer-Schule geschlossen und erste neue Nutzungen sind in das Gebäude gezogen.

    2_Abb_Knochenmodell

    Im Juli 2017 beschloss der Rat der Stadt Würselen ein Sportstättenkonzept, um gesamtstädtisch die Sportanlagen neu zu ordnen und zu priorisieren. Ein neues Sportzentrum konzentriert die Sporteinrichtungen der Stadt Würselen am Freizeitbad Aquana. Die Planungen für Broichweiden sehen den Abriss der kleinen Sporthalle am Marktplatz sowie den Neubau einer großen Sportanlage mit zwei Hallen für den Leistungs- und für den Breitensport an der Sportanlage Parkstraße vor.

    Einige Veränderungen in Broichweiden sind für die nächsten Jahre bereits absehbar:

    • Die kleine Sporthalle wird abgerissen.
    • Auf dem Gelände der Sportanlage entsteht ein Neubau mit einer 3-fach- und einer 2-fach-Halle.
    • An der Hauptstraße/Marktplatz wird ein Wohn- und Geschäftsgebäude mit neuer Sparkassenfiliale gebaut.
    • Das Jugendheim St. Lucia soll geschlossen werden.
    • Auf dem Gelände der Fa. Kinkartz ist ein neues Wohngebiet mit einer Kindertagesstätte geplant. Dafür soll 2021 über den Landeswettbewerb ‘Bauen mit Holz’ ein Konzept entstehen.
    • Die bisher hier im Flächennutzungsplan dargestellte, noch unbebaute gewerbliche Baufläche wird zurückgenommen und der Freiraum zur L 223n gesichert.
    • Die Autobahn wird 6-streifig ausgebaut und abschließend mit einer Lärmschutzwand abgeschirmt.
    • Das neue Gewerbegebiet Merzbrück wird derzeit erschlossen.
    • Für die im Flächennutzungsplan vorgesehene Baufläche am Helleter Feldchen bestehen momentan keine Planungsabsichten.

    Die Veränderungen der letzten Jahre sowie die absehbaren Entwicklungen sind in der nachfolgenden Abbildung zusammengestellt.

    Bevölkerung

    Am 31.12.2019 lebten gemäß den Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Würselen 3.910 Einwohner*innen im Plangebiet. Zur Auswertung der statistischen Daten wurde das Plangebiet in 3 Bereiche mit etwa gleicher Einwohnerzahl geteilt.

    Bereich A umfasst den westlichen Bereich mit überwiegender Wohnnutzung in Ein- und Zweifamilienhäusern um das Dichterviertel (1.377 EW)
    (Die Bewohner*innen des Seniorenheims wurden bei der Betrachtung herausgerechnet, da sich ansonsten ein deutlich erhöhter Altersdurchschnitt im Bereich A ergeben würde.)

    Bereich B umfasst die historische Baustruktur mit überwiegend gemischter Nutzung entlang der Hauptstraße – Jülicher Straße – Eschweiler Straße (1.363 EW)

    Bereich C umfasst den östlichen Bereich mit überwiegender Wohnnutzung in Ein- und Zweifamilienhäusern um das Malerviertel (1.106 EW)

    Die Bevölkerung in Broichweiden ist im Durchschnitt mit 46,8 Jahren älter als der Durchschnitt der Stadt Würselen (44,6 Jahre im Jahr 2017). Die beiden Bereiche A und C mit den großen Wohngebieten weisen mit 47,7 Jahren bzw. 47,4 Jahren einen nahezu identischen, jedoch deutlich höheren Altersdurchschnitt als Bereich B mit 43,7 Jahren auf.

    Bei der Betrachtung der Altersgruppen zeigt sich ein ähnliches Bild: Die beiden Wohngebiete stimmen in ihrer Struktur mit einem auffallend hohen Anteil an Älteren und wenig jungen Erwachsenen überein. Diese Altersgruppe der 20 – 29-Jährigen wohnt eher in der Ortsmitte (Bereich B). Die Altersverteilung entspricht der Bauzeit der beiden großen Wohngebiete aus den 1970er Jahren: waren die Eigentümer beim Einzug in der Phase der Familiengründung etwa 30 Jahre alt, so zählen sie heute zur Generation der über 80-Jährigen. Zugleich ist jedoch ein erster Generationenwechsel innerhalb der Einfamilienhäuser erkennbar: junge Familien mit kleinen Kindern sind die 2. Generation in diesen Wohngebieten.

    Nutzungen

    Die Eigenständigkeit Broichweidens bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1972 zeigt sich bis heute in der Vielfalt der Nutzungen und Angebote. Broichweiden hat sich zu einem beliebten Wohnstandort entwickelt. Entlang der Hauptstraße und Jülicher Straße finden sich Geschäfte für den täglichen Bedarf und einige gastronomische Angebote. Für Kinder gibt es Kindergärten, eine Grundschule und Spielplätze. Jugendliche haben einen Treffpunkt im ‘Downtown’. Zahlreiche Vereine bereichern das sportliche und kulturelle Leben. Typisch für historisch gewachsene Ortschaften sind auch landwirtschaftliche Betriebe und einzelne Gewerbebetriebe integriert.

    Doch auch in Broichweiden stehen Ladenlokale leer und Traditions-Gaststätten sind geschlossen. Einige Gebäude sind in einem schlechten baulichen Zustand.