Brunnen am Lindenplatz bei Nacht. Hellerleuchtet durch die Straßenlaternen. Im Hintergrund der Maibaum der Bissener Maigesellschaft.Eine Kappelle im Sonnenlicht, Ein großer Baum und Steine im Vordergrund; Würselen PleyHerbstmorgen im Wurmtal; leichter Nebel zieht in der aufgehenden Sonne über Wiesen und BäumePfarrkirche St. Sebastian in herbstlichem Sonnenlicht

Buntes Band Würselen – mehr Biodiversität in unserer Stadt

Was ist das „Bunte Band“?

Im September 2021 hat die Stadt Würselen einen Förderantrag aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bewilligt bekommen. Es handelt sich dabei um Zuwendungen aus dem Sonderfonds REACT-EU (Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe), eine Aufbauhilfe, mit der die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Covid19-Pandemie in Europa abgefedert werden sollen. Ende Januar 2022 wurden die beantragten Mittel für das Projekt bewilligt – das „Buntes Band“ gehört zum Programm „Grüne Infrastruktur“ und steht unter einem ambitionierten Zeitplan: Vorhaben müssen bis Ende Dezember dieses Jahres abgeschlossen sein!

Insgesamt kann die Stadt Würselen 490.000 € an zweckgebundenen Mitteln aus dem Fonds abrufen – quasi geschenkt: Die Förderung erfolgt zu 100%, also ohne Eigenanteil!

Welche Maßnahmenpakete gehören zum Bunten Band?

1. Eine hohe Priorität hat die Anlage von Blühflächen, Langgraswiesen, Blumenzwiebelstreifen und Staudenbeeten entlang zweier Wegeachsen. Beginnend im Stadtgarten sollen sie als Trittsteinbiotope die Vernetzung mit Ausgleichsflächen in der Stadtperipherie herstellen.

2. Außerdem erfährt der Stadtgarten selbst eine Aufwertung, durch die Einrichtung eines „Grünen Klassenzimmers“, das „Erfahrbar Machen“ der Streuobstwiese, und die Anlage eines „offenen Gartens“ für interessierte Bürger:innen.

3. Nachhaltiges Straßenbegleitgrün ist ein wichtiges Thema aus dem Bereich möglicher Klimaanpassungsmaßnahmen in der Stadt. Seit Jahren gibt es in einem Abschnitt der Nordstraße Probleme mit den vorhandenen stattlich gewachsenen Purpur-Erlen. Die Bäume sorgen jedoch leider für reichlich Probleme, weil sie den Gehweg und die Stellplatzbuchten durch Wurzeldruck zerstören und bereits Schäden an den angrenzenden Gebäuden verursachen. So schlimm das immer ist, solche stattlichen Bäume zu fällen – der Stadt bleibt keine andere Wahl, als die Bäume auszutauschen. Ein Maßnahmenpaket des „Bunten Band“ sieht daher den Austausch der Purpur-Erlen in der Nordstraße durch klimaresiliente – also Trockenheit-, Hitze- und Überflutungstolerante – Straßenbäume vor, inklusive Instandsetzung. Wo es möglich ist sollen die Baumbeete vergrößert und mit bunten Stauden bepflanzt werden. Außerdem sollen sogenannte Baumretentionssysteme dafür sorgen, dass Regenwasser gespeichert werden kann und den Straßenbäumen bei Bedarf zur Verfügung steht.

4. Unsere Sommer werden immer heißer und trockener – umso wichtiger sind öffentliche Trinkbrunnen, an denen wir unseren Durst löschen und unsere Trinkflaschen auffüllen können. Besonders sinnvoll ist ein solcher Trinkbrunnen im Stadtgarten, einem Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Durch den Stadtgarten führt der Bahntrassenradweg Aachen/Jülich, der stark befahren wird. Und auch für Kinder und Jugendliche, die Spielplatz und Skateranlage nutzen oder sich einfach gerne im Stadtgarten aufhalten, ist die Möglichkeit, frisches und kostenloses Wasser zu zapfen nicht nur ein super Angebot, sondern obendrein auch noch gesund!

5. Besonders für die Langgraswiesen werden geeignete Mäher oder Mähaufsätze benötigt; auch ein solches Gerät wird über das „Bunte Band“ gefördert.

6. Viele Kreisverkehre in Würselen entlang einiger Kreisstraßen sehen verwahrlost aus, ohne Baum und Strauch und ohne Blüten. Eine nachhaltige Gestaltung ist hier das Ziel, damit nicht nur optisch das Entlangfahren ein Genuss wird, sondern vor allem Insekten und Kleinstlebewesen in der öden Asphaltwüste einen Lebensraum finden. Insgesamt haben die Kreisverkehre eine Fläche von ca. 3.500 m²!

7. Entlang der Wegeachsen des „Bunten Band“ sollen Nisthilfen für Tiere und Insekten angelegt werden und Hochbeete für alle, die sich fürs öffentliche Gärtnern begeistern. Und last but not least wird ein Logo entwickelt, damit alle Maßnahmen, die zum „Bunten Band“ gehören auch auf einen Blick zu erkennen sind.

Welche Voraussetzungen mussten erfüllt sein, um überhaupt die Fördermittel aus dem Programm „Grüne Infrastruktur“ abrufen zu können?
Gefördert werden Maßnahmen, die die Biodiversität erhöhen. Unter Biodiversität werden Lebensräume, Artenvielfalt und die genetische Vielfalt zusammengefasst.
Auch die Vernetzung ist ein wichtiges Kriterium, um die genetische Vielfalt zu gewährleisten: Je höher der Aktivitätsradius einer Art ist durch geeignete Vernetzungsstrukturen, umso größer ist der genetische Pool der Art und umso stabiler ist sie.
Ganz wichtig ist die aktive Einbindung der Bürgerschaft, der Schulen und Kitas bei dem Projekt: Denn nach dem Ende des Förderzeitraums soll das „Bunte Band“ weitergehen.

Verstetigung und Fortsetzung „Buntes Band“ – wo soll die Reise hingehen?

Langfristigkeit ist das oberste Ziel und in den kommenden Jahren sollen sukzessive immer mehr Flächen im Stadtgebiet in „bunte“, d.h. artenvielfältige und nachhaltig angelegte Flächen umgewandelt werden. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Schaffung geeigneter Lebensräume und Nisthilfen für Insekten und Vögel. Für die Umwandlung ökologisch „toter“ und angeblich pflegeleichter Flächen im Straßenbegleitgrün und im öffentlichen Raum in attraktive, artgerechte und nachhaltige Trittstein-Biotope werden auch in den kommenden Jahren finanzielle Mittel bereitgestellt. Langfristig führen diese Maßnahmen sogar zu einer Kosteneinsparung, weil sie weniger intensiv gepflegt werden müssen.

Ein ganz großes Anliegen ist den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung die Umwandlung von Schottergärten in ökologisch wertvolle Vorgärten, Fassaden- und Dachbegrünungen und die Begrünung von Gewerbegebieten im Bestand. Auch die Neuauflage eines Grünkonzepts ist bereits beschlossene Sache und wird in Kürze in Auftrag gegeben. Aus der Umsetzung des Grünkonzepts werden sich wiederum Maßnahmen ableiten lassen, die langfristig die Aufenthaltsqualität in Würselens Straßen und Freiflächen verbessern. Dabei wird auch die Klimaanpassung in bereits bestehenden, besonders aber in Neubaugebieten im Fokus stehen.

Unser Anliegen ist eine Wohlfühl-Stadt für ihre Bewohner:innen und Besucher:innen und Würselen zukunftsfähig zu machen!