„Gehölzpflege“ soll Geburtshelferkröten-Lebensräume in Würselener Naturschutzgebiet erhalten
Pressemitteilung der Stadt Würselen und der Biologische Station StädteRegion Aachen e.V.
Ab Mitte September werden auf der „Schwarzen Halde“ im Wurmtal Jungwuchs von invasiven und nichtheimischen Gehölzen entfernt. Ziel der Naturschutzmaßnahme des Projekts „LIFE-Amphibienverbund“ der Biologische Station StädteRegion Aachen ist es, den Lebensraum der gefährdeten Amphibienart Geburtshelferkröte zu erhalten.
Das Naturschutzgebiet “Schwarze Halde im Wurmtal“, die auch als Halde Gouley bekannt ist, ist eine von mehreren Bergehalden, auf der die Geburtshelferkröte lebt, eine gefährdete Amphibienart. Vegetationslose Flächen, lockeres Haldenmaterial, in das sich die unscheinbare Amphibie eingraben kann, und Kleingewässer boten den Tieren während des Aufbaus der Halde einen idealen Lebensraum.
Mit der Zeit verschwanden jedoch die Gewässer. Gehölze, die nicht mehr durch eine Nutzung zurückgedrängt wurden, beschatten den Landlebensraum.
Die Geburtshelferkröte ist in NRW selten geworden und steht darüber hinaus auch unter dem Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, wurden deshalb bereits zu Beginn des Projekts Bäume gerodet und dauerhafte Gewässer zur Larvenablage angelegt. Die wärmeliebende Geburtshelferkröte konnte sich durch diese Maßnahmen in den letzten Jahren wieder gut vermehren, das haben die ehrenamtlichen Amphibien-Rangerinnen und Ranger der Biologischen Station gut dokumentiert. Ein Problem stellen jetzt allerdings zwei Baumarten dar: die nichtheimische und invasive Robinie sowie die nichtheimische Balsam-Pappel breiten sich durch unterirdische Wurzelausläufer stark aus und sind kaum einzudämmen.
Der Jungwuchs wird zu dieser Jahreszeit entfernt, weil er aktuell noch gut sichtbar ist. Mit ihm werden möglichst auch alle Wurzelausläufer, die mit einem sogenannten Roderechen zu Tage gefördert werden, ausgegraben. Nur wenn möglichst viele Wurzeln ganz entfernt werden, besteht eine Chance der Eindämmung, weil aus jedem Wurzelstück wieder ein neuer Baum austreibt. Da die Maßnahme noch vor Oktober und somit außerhalb der Vogelschutzzeit stattfindet, wurde von der Unteren Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich Vogelnester in den jungen Bäumen befinden, werden diese vor Beginn der Maßnahme noch einmal kontrolliert. Die Stadt Würselen unterstützt das Projekt, indem sie die Flächen langfristig für den Naturschutz zur Verfügung stellt, die Untere Naturschutzbehörde kümmert sich um die regelmäßige Nachpflege. Somit gibt es auf der Schwarzen Halde einen engen Verbund an Unterstützerinnen und Unterstützern für die Geburtshelferkröte.
Steckbrief: Geburtshelferkröte
- Lebensweise: Nachtaktiv, tagsüber verborgen in Verstecken oder eingegraben in den Boden
- Landlebensraum: Sonnenexponierte Böschungen, Geröll- und Blockschutthalden
- Wasserlebensraum: Nutzt Vielzahl an Gewässern, bevorzugt aber Gewässer, die nicht bis auf den Grund zufrieren, da Kaulquappen überwintern können.
- Besonderheit: Die Paarung findet an Land statt. Männchen wickeln sich die befruchteten Eischnüre um die Hinterbeine. Kurz vor Schlupf der Larven sucht das Männchen Gewässer zur Eiablage auf. Daher der Name.
- Glockenartiger Ruf in Sommernächten, sie wird deshalb auch Glockenfrosch genannt
- Verbreitet in West- und Südwesteuropa, erreicht in Deutschland nördliche und östliche Verbreitungsgrenze. Lebt zwischen 200 und 1000 m ü. NN mit Ausnahme des nordrhein-westfälischen Tieflands mit wenigen Populationen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.life-amphibienverbund.de
Kontakt:
Tim Stark
LIFE-Projekt „Amphibienverbund“
Telefon: +49 (0) 2402-12617-20
E-Mail: tim.stark@bs-aachen.de
Hintergrundinformationen
Das Projekt „LIFE-Amphibienverbund” ist im Januar 2017 gestartet und mit rund vier Millionen Euro ausgestattet. Die Biologische Station StädteRegion Aachen e.V. setzt das Projekt um, Projektpartner ist das Umweltministerium NRW (MULNV NRW). Finanziert wird das Projekt von der Europäischen Union durch das Förderprogramm LIFE, dem MULNV NRW und der StädteRegion Aachen. Innerhalb von elf Jahren sollen verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden, die den Erhaltungszustand der in NRW und Deutschland gefährdeten Amphibienarten Gelbbauchunke (Bombina variegata), Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) und Kreuzkröte (Bufo calamita) verbessern.
Diese drei Amphibienarten stehen unter dem besonderen Schutz der Europäischen Union, sie sind nach der Fauna-Flora-Habitat (kurz FFH)-Richtlinie geschützt. Diese Richtlinie hat das Ziel, die für Europa typischen wildlebenden Arten und natürlichen Lebensräume zu erhalten. Mit dem Finanzierungsinstrument LIFE Nature fördert die Europäische Union Maßnahmen zur Umsetzung der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie.