800 iPads für Schüler:innen angeschafft

Dass das deutsche Bildungssystem in Bezug auf neue Medien und Medienkompetenz kräftig aufholen muss, ist schon lange bekannt. Während der Coronakrise spitzte sich die Situation deutlich zu. Die Gesamtschule in Würselen fährt jetzt einen besonderen Kurs, um den Schüler:innen neue Medien näher zu bringen. Dafür wurden in diesem Schuljahr über 800 iPads angeschafft, so dass dort nun über 1000 iPads im Einsatz sind.
Viele Schüler:innen haben bisher keinen Zugang zu einem digitalen Arbeitsgerät
„Es ist ja leider auch so, dass gar nicht alle Schüler überhaupt einen Zugang zum digitalen Arbeitsgerät haben“, sagt Markus Ridder von der Gesamtschule Würselen. „Dabei ändert sich die Jobwelt gerade enorm, neue Medien sind nicht mehr wegzudenken.“ Und deshalb müsse man Schüler:innen heutzutage auch darauf vorbereiten, so die Meinung der Gesamtschule Würselen. Und das gehe nicht nur mit theoretischem Unterricht – die neuen Medien müssen eben auch in die Kinderhände gelangen. Sprich: Die Schüler:innen müssen mit iPads ausgestattet werden.
Glänzende Kinderaugen
Die Übergabe der mobilen Endgeräte fand pünktlich zum ersten Schultag in der letzten Woche statt. Schon das war ein logistischer Aufwand, denn etwa 800 iPads mussten an die Klassen 5 bis zur Oberstufe ausgegeben werden. „Das war ein bisschen wie Weihnachten“, sagt Ridder. „Bei der Übergabe glänzten die Schüleraugen.“
Damit der Start auch gut gelingen kann, stand erst einmal zwei Tage lang nur ein Thema auf dem Lehrplan: das iPad. „Wir haben Projekttage reserviert und uns mit den neuen Geräten beschäftigt“, so Ridder. Zuvor gab es einiges an Organisatorischem zu klären: So gab es eine große Umfrage in allen Klassen, wer denn mit einem iPad arbeiten möchte. „Die Resonanz war sehr positiv“, sagt Ridder. „Alle Klassen ziehen mit, pro Klasse gibt es höchstens ein bis zwei Schüler:innen, die nicht mitmachen.“ Finanzielle Gründe waren bei der Entscheidung kein Problem. So gibt es verschiedene Finanzierungmodelle, finanzschwache Familien bekommen eine Förderung über einen Bildungsfonds. Auch die technischen Voraussetzungen mussten gegeben sein. So sei die Schule mit modernen Glasfaserkabeln und über 80 Accesspoints ausgestattet.
Die iPads sind kein Spielzeug
Wer jetzt denkt, dass die iPads vor allem als Spielzeug oder für die Sozialen Medien benutzt werden, irrt. Denn das gesamte Lernkonzept der Schule ist auf die neuen Geräte angepasst und wird auch weiterhin verbessert. „Es geht darum, unseren Schülern Medienkompetenz zu vermitteln“, sagt Ridder. Die neuen Geräte sorgen nicht dafür, dass neue Schulfächer entstehen, sondern sie werden als neues Medium in bestehende Fächer integriert. Beispielsweise werden die iPads genutzt wie ein normales Heft, um den Unterrichtsstoff zu notieren, Hausaufgaben zu machen. Dabei kann das iPad sehr nützlich sein, wenn es um Querverweise geht auf die in verschiedenen Heften schlecht hingewiesen werden kann. Außerdem werden alle Schulbücher auch in digitaler Form auf den mobilen Endgeräten vorliegen. „Unsere Schüler:innen sind sehr umweltbewusst, Papier zu sparen ist schon ein wichtiges Thema “, so Ridder.
Auch der Kunstunterricht profitiert. „Es wird natürlich auch weiterhin mit Stift und Pinsel gezeichnet“, sagt Ridder. „Aber digitale Bildbearbeitung konnte nun in den Lehrplan mit aufgenommen werden.“ Ebenso im Mathematikunterricht. Geodreieck und Zirkel werden natürlich weiter gebraucht und es wird gelernt, wie diese zu nutzen sind. Aber zusätzlich können geometrische Berechnungen sehr gut mit dem Tablet gemacht werden.
So werden nach und nach Kompetenzen entwickelt. „Wir starten natürlich langsam“, sagt Ridder. „Nicht alles wird von jetzt auf gleich umgestellt.“ Gerade diese Kontinuität sorgt dafür, dass Medienkompetenz sukzessive gebildet wird.

Workshops für Lehrer:innen
Damit das Konzept funktionieren kann, werden natürlich auch die Lehrer:innen geschult. Und zwar kontinuierlich. „Zuerst gab es ein Intensivtraining“, sagt Ridder. „Aber geplant sind natürlich weitere Schulungen.“ Ganz klar ist, dass Lehrer hier am Ball bleiben werden, denn die Technik entwickelt sich auch stetig weiter. Dem ist sich die Gesamtschule bewusst. Geplant seien vor allem Workshops, denn so kann gelerntes direkt angewendet werden und kleinere spezifische Lerngruppen können entstehen.
„Dass das Projekt so toll geklappt hat, verdanken wir unseren ambitionierten Kollegen“, sagt Ridder. „Und auch die Unterstützung allen städtischen Ansprechpartner, der AfB mobiles Lernen gGmbH und der Regio-IT war phänomenal.“
Würselen ist die erste Schule in der Region, die mobile Endgeräte schon an so junge Schüler verteilt. „In unserer Region gibt es viele andere Schulen, die auch mit iPads arbeiten“, sagt Ridder. „Aber erst ab Klasse 7.“ Eine Ausweitung des Projekts auf weitere Schulen ist denkbar. So haben auch schon Eschweiler Schulen nach den Erfahrungswerten in Würselen gefragt.